Wird Jan Frodeno die Weltbestzeit von Andreas Raelert packen? Um diese Frage und um scheinbar nichts anderes drehten sich die Tage vor dem Rennen zum 15. Jubiläum des Challenge Roth. Anders als so mancher Top-Favorit zuvor machten der aktuelle Hawaii-Champ selbst und auch sein Umfeld nie einen Hehl daraus, was das große Ziel in Roth sein wird.
Nichts geringeres als die Verbesserung des Fabel-Weltrekords von Andreas Raelert, aufgestellt vor genau 5 Jahren in Roth, stand an diesem Tage also auf dem Speiseplan des Olympiasiegers von 2008.
Schon wenige Minuten nach dem Start um 6:30 wussten die Zuschauer am Main-Donau-Kanal: Das Rennen dürfte zur One-Man-Show von Jan Frodeno werden. Auch die als starken Schwimmer bekannten Herausforderer rund um den Vorjahressieger Nils Frommhold konnten den enormen Startpace von Frodeno nicht mitgehen. So begann für den Top-Favoriten früh ein einsames Rennen – nicht gegen seine Gegner, sondern eigentlich an diesem Tag nur noch gegen die Zeit. Diese zeigte nach 3,8 Kilometern Schwimmen die Zahlen 45:22 aus. Erfreulich und rund eine Minute unter der damaligen Schwimmzeit von Andreas Raelert. Soweit so schnell, ging es weiter auf die 180 Radkilometer.
Der Wettergott scheint am heutigen Tag ein Franke gewesen zu sein, denn es herrschten absolute Rekord-Wetterbedingungen. Leicht bewölkt, rund 20 Grad und äußerst wenig Wind boten alle wichtigen Zutaten auf, die es ebenfalls braucht, um es wirklich schnell zu machen. Frodeno bedankte sich mit einem Rekordradsplit von 4:08:07, trotz unfreiwilligem Ausritt in den Graben bei Kilometer 120. Die Konkurrenz, oder wie man an diesem Tag besser sagen muss, der Mitbewerb, konnte an diese Marken heute nicht denken. Mehr als 12 Minuten Vorsprung nahm Frodeno mit in die Wechselzone, 4 Minuten Polster auf Raelerts Weltbestzeit. Die Frage lautete jetzt nur noch – wird „Frodo“ für seinen harten Radsplit Tribut zollen müssen und wird er auch die Marathonzeit von Andreas Raelert unterbieten können?
Die Antwort können sich unsere Leser fast denken – er konnte – mit einer Marathonzeit von 2 Stunden und 39 Minuten pulverisierte der amtierende Hawaii-Champion die alte Weltbestmarke um fast 6 Minuten.
Nach 7 Stunden, 35 Minuten und 39 Sekunden konnte sich Frodeno als neuer Roth-Champion und neuer Weltbestzeithalter feiern lassen. Mehr als 20 Minuten legte er zwischen sich und seinen ersten Verfolger Joe Skipper (GBR), der den Vorjahressieger seinerseits um eine gute Minute distanzieren konnte. Nils Frommhold komplettierte das Podium ebenfalls mit einer Sub-8-Zeit.
Daniela Ryf schnuppert an der Weltbestzeit
Vor den Augen der Roth-Ikone und Weltbestzeithalterin Chrissie Wellington kam es beinahe zu einer weiteren Überraschung. Dass die amtierende Hawaii-Siegerin Daniela Ryf wohl die heißeste Kandidatin auf den Sieg sein würde, war nie in Frage gestellt. Doch niemand wagte ernsthaft zu behaupten, die 29-jährige Schweizerin könnte in die Nähe der als unerreichbar geltenden Bestmarke von 8 Stunden und 18 Minuten, aufgestellt ebenfalls im Jahr 2011 von Chrissie Wellington. Doch Ryf war lange auf Kurs, diese Sensation zu schaffen.
Mit einer Schwimmzeit von 49 Minuten und 10 Sekunden und einer Radzeit von 4:31 lag sie nach dem Radfahren weit unter Wellingtons Durchgangszeiten. Doch auf der abschließenden Marathonstrecke musste Ryf doch mehr leiden als erhofft und verlor zwar nicht im Duell um den Sieg, aber im Kampf um die Bestmarke entscheidenden Boden. Als sie nach 8 Stunden und 22 Minuten fröhlich zum Rhythmus der Stadionmusik über die Ziellinie schunkelte, konnte man allerdings bereits erahnen, dass hier das letzte Wort in punkto Weltbestzeit noch nicht gesprochen wurde.
Wie bei den Herren war es auch bei den Damen ein Rennen im Schatten der Weltmeister. Dennoch darf nicht über die starken Leistungen der zweitplatzierten Carrie Lester (AUS) hinweg gesehen werden, die mit einer Zeit von 8:42:13 ihre persönliche Bestmarke um mehr als 10 Minuten drücken konnte. Das Podium komplettierte der Publikumsliebling Yvonne van Vlerken, die nach 8:49:35 völlig ausgepumpt über die Ziellinie lief.