Das ist doch einmal eine Ansage. Seine Marschtabelle hat Timo Bracht, der Favorit für die Triathlon-Europameisterschaft über die Langdistanz am Sonntag in Roth auf eine Zeit von 7:49 Stunden ausgerichtet. Bracht hat das am Donnerstag in der Pressekonferenz drei Tage vor Beginn des Challenge Roth, der Offiziellen Triathlon-Europameisterschaft der ETU auf der Langdistanz, gesagt. gesagt. Das läge nicht einmal acht Minuten über der im vergangenen Jahr in Roth aufgestellten Weltbestzeit von Andreas Raelert.
Dabei hat Bracht, zweifacher Ironman-Europameister und erstmals seit 2005 wieder in Roth am Start, zwar ein prima Jahr 2011 gehabt. Zuletzt hat es bei seinen vorbereitenden Wettkämpfen aber ein wenig gehakt. Mal beim Schwimmen, mal beim Rad fahren, mal auch beim Laufen, wie zuletzt bei der Halbdistanz-Europameisterschaft im Kraichgau, wo er mit schweren Beinen noch auf Platz sechs durchgereicht worden ist. Doch jetzt ist der Sportwissenschaftlicher aus dem Odenwald sicher, dass er alle Rädchen so eingestellt hat, dass er nicht nur ein gutes Schwimmen, ein gutes Radfahren oder einen guten Marathon zeigen kann, sondern insgesamt einen guten Triathlon.
Keine Frage: Wenn Bracht seine Ankündigung einer Zeit deutlich unter acht Stunden für die 3,8 km im Main-Donau-Kanal, 180 km im Radsattel durch den südlichen Landkreis Roth und 42,195 km zu Fuß wahr machen kann, dann wird es für die Konkurrenz schwer, das oberste Siegerpodest zu erklimmen. Diese Konkurrenz, die kommt aus der Schweiz (Mike Aigroz), aus Südafrika (James Cunnama) und aus Neuseeland (Cameron Brown). Eine Zeit unter acht Stunden hat noch keiner von ihnen stehen, bei einem war es zuletzt aber ganz knapp: 8:00:12 Stunden hat Brown beim Ironman Melbourne zuletzt benötigt.
„Zwölf Sekunden zu langsam“, ärgerte er sich hinterher. Grund genug, nach zehn Jahren Pause wieder einmal für den Challenge Roth zu melden. „Denn hier werden die schnellen Zeiten gemacht“, so der „Kiwi“. Während Brown das Podest-Gefühl in Roth schon kennt – 2002 war er Zweiter -, ist James Cunnama in dieser Hinsicht noch auf der Suche. Vor zwei Jahren kam er als Sechster herein, vergangenes Jahr musste er, auf Platz drei liegend, 17 Kilometer vor Schluss aussteigen. „Ich habe hier also noch etwas zu erledigen“, kündigte der Südafrikaner selbstbewusst an.
Einer, der bei der Pressekonferenz in der Rother Kulturfabrik neben den Großen der Zunft Platz nehmen durfte, war Dorian Wagner. Der kommt aus dem nahen Allersberg, hat logischerweise einen riesigen Fanclub an der Strecke und ist vermutlich stark genug, den sieben Jahre alten Landkreisrekord von Bernd Eichhorn (Roth / 8:24 Stunden) zu brechen. Vielleicht geht auch noch etwas mehr. Wenn alles super läuft, scheint sogar eine Zeit unter 8:15 Stunden möglich zu sein. Das wäre sicher ein Platz unter den Top Ten.
Schon bei der Europameisterschaft über die Halbdistanz vor vier Wochen im Kraichgau hatte der 28-Jährige mit Rang fünf beeindruckt. Am Sonntag will er, obwohl auf der Langdistanz noch unerfahren, volles Risiko gehen. „Ich orientiere mich an den Besten“, kündigte er an. „Auch auf die Gefahr hin, dass ich am Ende platze.“
Noch ausgeglichener als bei den Männern ist das Feld bei den Frauen. Mit Julia Gajer und Sonja Tajsich können sich durchaus auch zwei deutsche Amazonen Hoffnungen auf den EM-Titel machen. Gajer hatte bei ihrer Langdistanz-Premiere vergangenes Jahr in Roth, damals noch unter ihrem Mädchen-Namen Wagner, mit Platz zwei und einer Zeit von 8:56 Stunden aufhorchen lassen.
Die stärksten Gegnerinnen für Gajer und Tajsich aus dem Ausland: Lucie Zelenkova-Reed aus Tschechien und vor allem Rachel Joyce aus England. Beide können es gar nicht erwarten, bis es am Sonntag losgeht.
Der Challenge Roth lebt allerdings nicht nur von den Spitzenathleten, sondern von den vielen Frauen und Männern, die ihren ganz persönlichen Kampf gegen die Elemente und den eigenen Körper austragen. Etwas über 3200 Einzelstarter und 660 Staffeln sind am Sonntag am Start. Sie werden von 5600 Helferinnen und Helfern umsorgt – neuer Rekord, wie Renn-Direktor Felix Walchshöfer in der Pressekonferenz verkündete. Walchshöfer betonte, dass man weiter an der Qualitätsschraube gedreht habe, um den Athletinnen und Athleten einen unvergesslichen Tag zu bescheren.
Der Challenge Roth, von Fachmagazinen schon mehrfach zum besten Triathlon der Welt gekürt, ist in der Fachwelt inzwischen so anerkannt, dass auch die Europäische Triathlon-Union nicht mehr „Nein“ sagen konnte: Erstmals in seiner Geschichte ist der Challenge Roth ein Europameisterschaftsrennen. Dr. Martin Engelhardt, Präsident der Deutschen Triathlon-Union, kündigte darüber hinaus an, dass man dem Challenge 2013 schon jetzt die „Deutsche Langdistanz-Meisterschaft“ zugeschlagen habe. „Wir sollten unsere Titelkämpfe im Rahmen unserer besten Wettkämpfe austragen“, so Engelhardt.
Nach wie vor großer Wert wird in Roth auf den Anti-Doping-Kampf gelegt. 68 Athletinnen und Athleten wurden in den vergangenen Tagen kontrolliert. Ergebnis: alle Tests waren negativ.