Diese Novembertage, diese deprimierenden Novembertage. Wer würde angesichts des dichten Nebeltreibens und des feuchtkalten, unfreundlichen Wetters nicht einfach gerne ins Flugzeug steigen un weit, weit weg fliegen? Erwischt – wir gehören auch dazu. Deshalb kam uns die Gelegenheit sehr gelegen, als uns die Möglichkeit geboten wurde, das Land Thailand und speziell die Insel Phuket auf ihre Triathlon-Tauglichkeit zu überprüfen.
Meine Reise begann am Samstag, dem 11. November abends am Flughafen München. Das Gepäck schnell eingecheckt, Rad hatte ich dieses Mal ausnahmsweise keines mit, denn ich sollte für diese Zeit ein vom Thanyapura-Resort zur Verfügung gestelltes Leihrad bekommen. Das war mir sehr Recht und gestaltete die nicht gerade kurze Anreise für mich doch weit angenehmer. Auf mich warteten zwei rund 6 Stunden lange Flüge. Ich bin mit der Etihad über Abu Dhabi und von dort aus weiter nach Phuket geflogen. Verglichen mit einem Flug auf die Kanarischen Inseln ist die Flugzeit hierher doch deutlich länger, allerdings für mich in einem Bereich, der durchaus noch im Rahmen liegt. Die Zeitverschiebung beträgt gegenüber unserer Zeitzone plus 6 Stunden. So kam es, dass ich gemeinsam mit meinem geschätzten Kollegen Harald Eggebrecht am Sonntag abends vom Flughafen abgeholt wurde und wir mit einem Shuttledienst direkt in unser erstes Ziel der Reise, in das Thanyapura Sport- und Triathlonresort, gefahren wurden.
Im Thanyapura-Resort angekommen, wurden wir gleich auf die, wie wir im Laufe unserer Reise bemerken sollten, typisch freundliche thailändische Art begrüßt. Die Menschen hier sind sehr höflich und freundlich. Eine Eigenschaft, die man in der gehobenen Gastronomie und Hotelerie zwar grundsätzlich erwartet, hier wirkt sie aber nicht aufgesetzt. Denn diese Freundlichkeit spiegelte sich in den kommenden Tagen in zahlreichen Alltags-Situationen wider. Beim Checkin wurden wir gleich mit einer Kokosnuss mitsamt Strohhalm begrüßt – ein leckerer, in Thailand äußerst beliebter „Drink“ gleich zu Beginn. Ich war begeistert. Danach wurden wir von Alexandra, die Marketingleiterin des Thanyapura-Resorts, eine Österreicherin, herzlichst in Empfang genommen und zum Abendessen eingeladen. Dort angekommen, war mein Grinsen nicht mehr zu übersehen. Ich wusste, dass das hier eine grandiose Zeit werden würde. Als Liebhaber von gutem und auch gesundem Essen war ich hier im Paradies angekommen. Das Beef, das ich bestellt habe, war das zarteste Stück Fleisch, das ich je zwischen den Zähnen hatte. Im Thanyapura-Resort wird ganz besonders Wert auf gute und organische Küche gelegt, neben dem normalen „Divine“-Restaurant gibt es zusätzlich noch ein Restaurant, das noch gesündere Speisen anbietet. Man hat die Möglichkeit, entweder a la Carte zu bestellen oder sich am reichhaltigen Buffet zu laben.
Zum Hotelzimmer gibt es eigentlich nicht viel zu sagen – es bietet alles, was man sich von einem Hotel in einem Sportresort erwartet. Man hat ausreichend Platz, sich im Zimmer zu bewegen. 32 Quadratmeter pro Zimmer, in jüngeren Jahren hatte ich weniger Wohnraum 😉 Die Betten sind angenehm, die sanitären Räume am neuesten Stand der Zeit. Toll und auch durchdacht ist die Möglichkeit, sein Rad auf einem Haken in der Kastenwand aufhängen zu können. Die Räume sind angenehm klimatisiert. An Trainingsmöglichkeiten bietet das Thanyapura-Resort so ziemlich alles, was sich ein Triathlet wünschen kann. Ein 50-Meter-Becken, ein 25-Meter-Becken, das im Gegensatz zu manch anderen Resorts von Hotelgästen kostenlos benützt werden kann. Ein großzügiger Fitness-Bereich mit Kraft- und Ausdauer-Bereichen. Als Highlight empfand ich die 500-Meter-Laufbahn, die durch den weiteren Kurvenradius sehr angenehm zu laufen ist und auch das Zählen einfacher macht.
Doch wie trainiert man in Phuket? Hervorragend, wenn ihr mich fragt. In und außerhalb des Resorts gibt es großartige Möglichkeiten, zu trainieren. Das Thanyapura-Resort bietet geführte Rad- und Laufgruppen in verschiedenen Leistungsklassen an. War ich vor dieser Reise noch skeptisch, ob man in Phuket tatsächlich gut Radfahren kann, dann kann ich diese Frage jetzt zu 100 Prozent mit „JA“ beantworten. Die Straßen sind in einem großartigen Zustand, der Asphalt sehr fein, es rollt überall, wo wir gefahren sind, richtig gut. Man kann hier sowohl flach fahren als auch wirklich giftige Anstiege. Etwas ungewohnt ist für uns Mitteleuropäer der Linksverkehr, doch gerade in der Gruppe gewöhnt man sich daran auch sehr schnell. Die Straßen abseits der Hauptstraßen sind äußerst verkehrsarm und auch auf den viel frequentieren Hauptstraßen gab es bei unseren Ausfahrten nicht das geringste Problem. Die Autofahrer sind es hier gewohnt, Radfahrer und Motorräder auf der Straße zu haben. In Thailand scheint jeder Mensch mit einem Motorroller auf die Welt zu kommen, denn das ist hier das beliebteste Fortbewegungsmittel. Wohl auch aus diesem Grund sind die Autofahrer hier sehr sensibilisiert und respektieren die Radfahrer sehr. Es gab in den Trainingsausfahrten keine einzige Situation, die ich als kritisch bewerten würde. Ganz im Gegensatz zu Ausfahrten auf den österreichischen und deutschen Straßen. Über die Versorgung unterwegs braucht man sich ebenfalls keine Sorgen zu machen, denn alle paar Kilometer findet sich ein kleines Geschäft, wo man seine Flaschen auffüllen und sich einen kleinen Snack für die Weiterfahrt besorgen kann.
Fazit nach 4 Tagen im Thanyapura-Resort
In den letzten Jahren hatten wir die Möglichkeit, viele High-End Sportresorts zu testen. Das Thanyapura-Resort in Phuket muss sich vor keinem der in Europa bekannten Resorts verstecken. Ganz im Gegenteil. In punkto Ausstattung spielt Thanyapura bei den ganz großen mit. Doch was unterscheidet das Resort von anderen? Für mich sind es zwei Punkte – einerseits die Kulinarik, denn hier wird enorm Wert auf gesunde und organische Ernährung gelegt, andererseits sind es die Trainingsmöglichkeiten, die hier einfach noch einmal eine Klasse für sich sind. Das Wellness-Center mit großartigen Massagen und Physiotherapie-Möglichkeiten und die Liebe zum Detail runden das positive Gesamtbild ab. An die heißen Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit muss man sich natürlich gewöhnen, deshalb sollte man für einen Trainingsaufenthalt hier schon mindestens zwei Wochen einplanen, denn dann lohnt sich auch der längere Flug.
Next stop – der Laguna Phuket Triathlon
Nach 4 Tagen Aufenthalt im Thanyapura-Resort ging für uns die Reise weiter. Der Shuttlebus holte uns ab und wir fuhren etwa 20 Minuten in Richtung Meer. Die nächsten Tage sollten ganz im Zeichen des berühmten Laguna Phuket Triathlon stehen. Der Bewerb, der 2017 zum 24. Mal ausgetragen wurde, hat eine große Tradition. Die Siegerliste liest sich wie das „Who is Who“ des Triathlonsports. Veranstaltet und gesponsert wird das Event vom Laguna Phuket Resort, ein riesiges Areal mit den verschiedensten Hotel-Anlagen, allesamt im absoluten High-End-Bereich angesiedelt. Ich durfte gemeinsam mit meinen Kollegen im „Outrigger-Resort“ residieren und ja, ich wähle dieses Wort bewusst. Diese Hotel-Anlage ist einfach großartig, die Zimmerausstattung pompös. Im Gegensatz zum Thanyapura-Resort ist das Hotel aber nicht auf Sportler, sondern mehr auf Urlauber ausgerichtet. Sollte mich aber nicht stören, denn zu trainieren gab es für mich kurz vor dem Wettkampf ohnehin nicht mehr viel.
Am Freitag stand noch eine geführte Besichtigung des Radkurses samt Polizei-Begleitung für alle Teilnehmer am Programm. Dort konnten ich schon sehen, was mich am Sonntag erwarten sollte. Die 50 Kilometer sind technisch anspruchsvoll, aber toll zu fahren. Zu Beginn kann man ordentlich aufs Tempo drücken, bevor es auf den letzten 20 Kilometern ordentlich zur Sache geht – richtig steile Anstiege stellen sich den Teilnehmern entgegen – wer hier zuvor zu sehr Kräfte gelassen hat, der bekommt hier ein Problem. Der Bewerb ist großartig organisiert und steht in der Veranstaltungs-Qualität den großen Labels um nichts nach, ganz im Gegenteil. Die Teilnehmer bekommen ein tolles Rahmenprogramm geboten, eine Expo, Charity-Runs am Samstag vor dem Rennen, eine Pasta-Party, die kulinarisch alles bietet, was man sich vorstellen kann und eine After-Race-Party, die ebenfalls kulinarisch und auch alkoholisch einiges zu bieten hat 😉
Der Bewerb – heiß, aber klasse
Wer mich kennt, der weiß, dass ich, sollte sich die Möglichkeit ergeben, mir eine Startnummer umzubinden, ich diese auch mit Sicherheit wahrnehmen würde. Als ich diese Reise zugesagt habe, durchaus noch mit sportlich ambitioniertem Hintergedanken. Doch mein bescheidener Trainingsaufwand in den letzten Monaten und die durchaus in Übermaß genossene Kulinarik ließen in mir keine so rechte Rennspannung aufkommen. Zumindest nicht eine Spannung, wie ich es von mir gewöhnt bin. Doch dieses Land zeigte sogar mir noch eine neue Seite unseres Sports auf, nämlich die entspannte Seite. Da ich nicht einmal mein eigenes Rad mit nach Phuket genommen habe, sondern mit einem geliehenen Rennrad am Start war, sollte sich jegliche sportliche Ambition für mich schon im Vorfeld erledigt haben. Doch trotz allem, oder vielleicht sogar gerade deshalb, freute ich mich schon sehr auf die 1,8 Schwimmkilometer, die 50 Rad- und die 12 Laufkilometer. Um 6:36 ging es für mich in der ersten Amateur-Welle los und ich konnte gleich einen guten Rhythmus finden. Nach etwa 1,3 Kilometern ging es an Land und nach einigen Metern Lauf ging es in die Lagune, wo die letzten 500 Meter zurück zulegen waren. Ich kam ziemlich gut aus dem Wasser und machte mich nach einem ordentlichen Wechsel auf die Radstrecke. Dort habe ich meinen Trainingsrückstand schon bemerkt und musste tatenlos zusehen, wie mich Leute mit Zeitfahrrädern überholten. Ein strenger Marshall war ständig zugegen und hat auch ordentlich Strafen ausgeteilt – was ich großartig fand. Den anspruchsvollen Schlussteil der Radstrecke konnte ich ganz gut überwinden, bevor es zurück in die Laguna Phuket ging und der abschließende 12-Kilometer-Lauf stattfand. Aufgeteilt auf zwei schöne Runden sollte dies der mit Abstand schwierigste Part für mich werden. Ohnehin nicht mit kenianischen Beinen geboren, wurde der Lauf aufgrund der Hitze und der Luftfeuchtigkeit für mich zur enormen Herausforderung. Doch es ging mir hier nicht alleine so, denn niemand sah hier mehr wirklich frisch aus. So biss ich mich durch und durfte als erster Athlet über der magischen 3-Stunden-Marke mit einer Endzeit von 3:00:40 auf dem 50. Gesamtrang und dem 6. meiner Altersklasse die Ziellinie überqueren.
Fazit Laguna Phuket Triathlon
Der Laguna Phuket Triathlon, oder, wie man ihn in Thailand kurz nennt, der LPT ist ein „Must-Do“, der auf die Bucket-List eines jeden Triathleten gehört. Top organisiert, fordernd, aber machbar, bietet dieser Bewerb wirklich großen Spaß. Empfehlungsgrad: 100 Prozent!
Kultur in Phuket
Was Phuket für mich von anderen Trainingslager-Destinationen unterscheidet, ist die Möglichkeit, auch abseits des Sports Dinge zu genießen und zu entdecken. Zum Glück bekamen wir auf unserer Reise genügend Möglichkeiten geboten, das Land Thailand mit all seinen Vorzügen erkennen zu dürfen. Eines kann man sicher sein – Thailand ist weit mehr als Rotlicht-Tourismus und „Hangover 2“. Dieses Land bietet so vieles an Schönheit, großartige Natur, friedliche und freundliche Menschen und kulinarische Genüsse, wie ich sie noch niemals gesehen habe. Es war meine erste Reise nach Thailand, aber ich bin mir sicher, es wird nicht meine letzte gewesen sein.