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Positiver Dopingtest bei Agegrouper spaltet Gemüter

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Am 3. September 2015 erschien eine Pressemitteilung, der ÖADR, der österreichischen Anti-Doping-Rechtekommission, in der die vorläufige Suspendierung des österreichischen Amateur-Triathleten Wolfgang F. bekannt gegeben wurde. Im Zuge eines so genannten „In-Competition-Tests“ beim diesjährigen Trumer Triathlon (Österreichische Staatsmeisterschaften Mitteldistanz) wurde der Sportler offenbar mittels Losentscheid (trotz vorzeigiger Rennaufgabe) zur Dopingprobe gebeten.

Wie nun bekannt wurde, wurde die A-Probe positiv auf zwei Substanzen getestet, das Stimulanz Ephedrin und das Glucocorticoid Betamethason. Der Sportler wird vorläufig suspendiert, auf ihn wartet ein Anti-Doping-Verfahren.

Als wir den Link zur Pressmitteilung auf unserer Facebook-Seite veröffentlicht hatten, gingen die Meinungen wie bei diesem Thema üblich, weit auseinander. Von „der gehört lebenslang gesperrt“ bis hin zu „der arme Junge wusste sicher nicht, dass das verboten ist“ war alles vertreten.

Wir haben die Meldung, erstmals mit dem auf Facebook-Seiten mittlerweile häufig zu findenden „Fühlen-Smileys“-Versehen – und fanden die vorgegebene Bezeichnung „zum Kotzen“ dafür genau die Richtige.

Auch wenn so mancher dahinter eine „Hexenjagd“ vermutet, so wollen wir hier zumindest von unserer Seite für etwas Klarheit sorgen.

Niemand in unserer Redaktion kennt den Sportler Wolfgang F. persönlich. Wir baten ihn über seinen Facebook-Account mit einer persönlichen Nachricht um eine Stellungnahme von seiner Seite, die bisher allerdings leider ausgeblieben ist. Aufgrund der Ergebnisse, die uns von ihm vorliegen, kann man ihn auf den ersten Blick wohl eher nicht in die Kategorie „krankhaft ehrgeiziger Agegrouper“ einordnen.

Wie kann es aber dann zu einem positiven Dopingtest kommen? Hustenmedikamente wie das bekannte „Wick MediNait“ enthalten zum Beispiel Ephedrin. Solche Medikamente sind außerhalb des Wettkampfes erlaubt, aber im Wettkampf verboten. Eine sinnvolle Maßnahme, denn wenn jemand wirklich erkrankt ist und dieses Medikament benötigt, dann soll er es auch nehmen können. Allerdings baut sich der Wirkstoff Ephedrin relativ schnell im Körper ab und eine „normale“ Einnahme 2-3 Tage vor dem Wettkampf sollte im Regelfall nicht mehr für einen positiven Dopingtest sorgen. Komplizierter verhält es sich bei der Substanz Betamethason. Dieses Corticoid ist zum Beispiel in Salben wie etwa in Augensalben enthalten. In dieser Darreichungsform steht es auch nicht auf der Dopingliste der NADA, lediglich Spritzampullen fanden sich bei unserer Suche nach mehreren handelsüblichen Präparaten auf der Verbotsliste. Wie und in welcher Dosierung diese Wirkstoffe in der Probe zu finden waren, wurde von Seiten der NADA bisher noch nicht veröffentlicht.

Wir nehmen jetzt einfach einmal an, Wolfgang F, für den selbstverständlich vorerst die Unschuldsvermutung gilt, hat keine dieser Substanzen zugeführt, um sich wissentlich und vorsätzlich zu dopen. Wenn dies der Fall sein sollte, ist entweder Unwissen oder Ignoranz die Ursache dieses auf zwei Substanzen positiven Dopingtests.

Um zu erklären, warum wir diese ÖADR-Meldung auf jeden Fall „zum Kotzen“ finden, spielen wir nun alle drei Szenarien durch:

Szenario 1 – wissentliches Doping:

Wissentliches Doping im Agegroup-Bereich ist genauso wie im Profisport unentschuldbar. Während man im Profi-Bereich zumindest noch um Preisgelder und Sponsorenverträge kämpft, geht es im Amateur-Bereich schlicht um Ruhm und Ehre. Wer für eine schnellere Zeit oder eine bessere Platzierung als Hobbysportler zu Dopingmitteln greift, der tritt unseren Sport und all deren Werte mit Füßen und das finden wir selbstverständlich „zum Kotzen“.

Szenario 2: Unwissenheit und Ignoranz der Regeln

Der Athlet ist vor dem Bewerb krank und muss bis kurz vor dem Wettkampf, vielleicht sogar am Wettkampftag selbst, ein Medikament einnehmen. Obwohl er (wie Wolfgang F. übrigens auch) im Besitz einer Triathlonlizenz des Österreichischen Triathlonverbandes ist und damit die Anti-Doping-Regularien akzeptiert hat, weiß er nicht, dass sich das oder die Medikamente auf der Dopingliste befinden. Das Ergebnis ist einerseits ein positiver Dopingtest, der ein schlechtes Image auf unseren Sport und die Sportler wirft, andererseits die Brandmarkung als „Doper“. Es war noch nie so einfach wie heutzutage, Medikamente auf ihre Unbedenklichkeit hin zu prüfen. Medien wie wir tun unser Bestes, um Sportler über alle Möglichkeiten aufzuklären, wie in unserem erst vor einigen Monaten erschienenen Artikeln über die NADA-Apps. Da wir in diesem Fall offenbar Sisyphus-Arbeit leisten müssen, finden wir die Nichtbeachtung der einfachsten Regeln ebenfalls „zum Kotzen“.

Szenario 3: Ignoranz des eigenen Körpers

Der dritte Absatz könnte eigentlich auch unabhängig von diesem konkreten Fall gesehen werden. Hier geht es nicht nur um Doping, sondern um Medikamentenmissbrauch generell. Obwohl unser Sport zu den wahrscheinlich gesündesten Sportarten der Welt zählt, machen sich viele Sportler selbst kaputt damit. Wie viele Todesfälle muss es im unserem Sport noch geben, um bei manchen ein Umdenken zu bewirken? Übergangene Krankheiten, die Einnahme von (legalen oder nicht legalen) Medikamenten, um starten zu können. Die Einnahme von Schmerzmitteln während des Wettkampfes, das alles ist einfach nur Ignoranz des eigenen Körpers. Herzmuskelentzündungen, Magenblutungen, chronische Verletzungen bis hin zum Tod können diese Leichtsinnigkeiten führen. Als Sportler versteht man natürlich, wie viel Vorbereitung und Leidenschaft man an den Tag legen muss, um am Tag X fit zu sein. Wenn dann plötzlich vor dem Rennen ein Infekt oder eine Verletzung auftaucht, dann ist es eine schwierige Entscheidung, einfach „Nein“ zu sagen und das Rennen nicht zu starten. Sich jedoch mit Medikamenten-Hilfe rennfit zu machen, ist dem Körper gegenüber unverantwortlich und widerspricht für uns ebenfalls den Werten unseres Sports und wir finden das, ihr könnt es euch wohl schon denken, ebenfalls „zum Kotzen“.

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