Der Paratriathlet Christian Troger erklärte heute seinen sofortigen Rücktritt vom aktiven Leistungssport. Gesundheit und Karriere nun an erster Stelle.
Geboren ohne linkes Bein, attestierten Ärzte dem neugeborenen Christian Troger, er werde nie gehen können. Heute, fast 33 Jahre später ist der Paratriathlet 3-facher Weltmeister, 5-facher Europameister, Gewinner von 12 internationalen Medaillen, 3-facher Ironman-Finisher und 2-facher Kärntner Behindertensportler des Jahres.
Nach einem langen Nachdenkprozess hat sich der Kärntner nun dazu entschlossen, seine einzigartige Karriere zu beenden. „Immer wieder wurde ich in letzter Zeit gefragt, wie es sportlich bei mir weitergeht. Jedes mal musste ich um den heißen Brei herumreden, da ich mich in einem Nachdenkprozess befand und die für mich persönlich richtige Entscheidung treffen wollte. Nach Abwiegen aller Für und Wider habe ich diese nun getroffen und ich bin froh, sie nun bekannt geben zu können. Ich habe mich entschlossen, meine Karriere als Triathlet mit sofortiger Wirkung zu beenden. Auch wenn dies für den einen oder anderen überraschend kommt so ist dieser Entschluss bereits in den letzten Wochen, ja sogar Monaten in mir gereift“, berichtet Troger, der zuletzt unter die Buchautoren ging (Anm: „Geht nicht – läuft!“).
Wirtschaftlicher Rückschlag
Seine letzte Saison hat Troger nicht nur physisch und psychisch sehr viel Kraft, sondern auch sehr viel Geld gekostet. Gegen Ende des Jahres, kurz vor seinem letzten Wettkampf musste er mit der Insolvenz seines Hauptsponsors einen wirtschaftlichen Rückschlag hinnehmen. „Wie man es von mir gewohnt ist, bin ich trotzdem oft ans Limit und manchmal auch darüber hinaus gegangen. Ich habe mir aber immer öfter die Sinnfrage gestellt und hinterfragt, wie lange mein Körper diesen Belastungen wohl noch standhalten wird. Ich bin nun mal keine 20 mehr und denke heute einfach viel langfristiger, als noch vor wenigen Jahren“, stellt Troger klar.
Für die Zukunft sei es ihm wichtig, einerseits wirtschaftlich und andererseits natürlich gesundheitlich auf soliden Beinen zu stehen. „Offen gestanden habe ich keine Lust, in ein paar Jahren ein körperliches und wirtschaftliches Wrack zu sein, nur weil ich nicht wusste, wann es an der Zeit ist, einen Schlussstrich unter meine Karriere zu ziehen“, so Troger.
Fit und gesund
Heute fühle er sich vollkommen gesund und fit. Dieses Gefühl möchte er sich bewahren und seine Karriere in dem Bewusstsein beenden, dass er noch immer um Medaillen und Titel mitkämpfen könnte. Trotzdem oder gerade deshalb war diese Entscheidung natürlich kein leichter Schritt für den ehrgeizigen Sportler.
Was bringt die Zukunft?
Was seine Zukunft betrifft, freut er sich auf die Zeit danach und blickt mit Spannung auf einen neuen Lebensabschnitt. In den letzten Monaten galt sein Fokus vor allem seinem Studium, das er noch heuer abschließen möchte. Beruflich gibt es Ideen, aber noch keine konkreten Pläne. Die nächsten Wochen werden aber auch in dieser Hinsicht eine Entscheidung bringen. Troger steht weiterhin für Vorträge zur Verfügung, um sein Ziel weiterzuverfolgen, das ihm immer viel bedeutet hat: Menschen zu inspirieren, sie zu motivieren und ihnen Mut zu machen.
Treue Weggefährten
„Abschließend ist es mir ein Bedürfnis, danke zu sagen. Danke für eine Karriere, wie ich sie mir zu Beginn nicht einmal im Traum hätte vorstellen können. Danke für eine wunderbare Zeit, in der ich täglich meinen Traum leben durfte. Ich bedanke mich bei allen Menschen, die mir so viel Motivation und Kraft gegeben und mit mir mit gefiebert haben“, so Troger, der fortfährt: „Mein größter Dank gilt natürlich meiner Familie, die mir stets den Rücken frei gehalten hat. Danke auch meinen Sponsoren, Ausrüstern und Partnern, von denen viele mittlerweile zu Freunden wurden. Danke meinem gesamten Betreuerteam. Stellvertretend möchte ich an dieser Stelle meinen Mentaltrainer Günter Arztmann und meinen Trainer Norbert Domnik erwähnen, die oft Schwerstarbeit verrichten mussten. Trotzdem sind hier Freundschaften entstanden, die über meine Karriere hinaus bestehen werden. Danke meinem gesamten Umfeld, vor allem dem Österreichischen Triathlonverband und meinem Verein Sport am Wörthersee.“ Sein Dank gilt auch der Presse, für die oft ausführliche Berichterstattung über einen Behindertensportler in einer Sportart, die es noch nicht so ins Rampenlicht geschafft hat, wie so manch andere Sportart. Abschließend zitiert Troger: „Der Erfolg hat viele Väter. Ihr alle seid Teil davon. Danke dafür! Wir sehen uns an der Ziellinie!“