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Crowdfunding – wie viel Egoismus tut uns Triathleten gut?

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Ein Kommentar von triaguide-Herausgeber Andreas Wünscher

Triathlon ist ein nicht gerade preiswertes Vergnügen – wir bezahlen hohe Startgelder, wir fahren teures Material, nehmen uns teure Trainer und wir fliegen gerne um die Welt. Ich gebe es zu, ich bin ein Paradebeispiel eines Triathleten, der es genießt, alles, was unser Sport zu bieten hat, auszukosten. Ich bin mir auch durchaus bewusst, dass ich mich als Herausgeber eines Triathlon-Magazins in einer privilegierten Lage befinde, sodass sich in der Vergangenheit Manches etwas leichter gestaltet hat. Ich möchte mit dem Schreiben dieser Zeilen auch nicht als Heuchler da stehen.

Dass es mitunter schwierig sein kann, seine sportlichen Vorhaben zu finanzieren, kann ich gut verstehen. Dieser Sport sollte auch nicht nur der Oberschicht vorbehalten sein. Trotz allem muss ich heute einige Zeilen loswerden, weil ich das Gefühl habe, dass manchen Sportlern und deren Umfeld so langsam das Gefühl für die richtige Sache verloren geht.

Ich bin mir bewusst, dass ich mit diesem Artikel und dem damit verbundenen Projekt nicht nur Applaus, sondern auch Kritik ernten werde, doch damit werde ich versuchen umzugehen.

Doch was kritisiert der Wünscher eigentlich konkret?

Vor ein paar Jahren erblickte die Sport-Crowdfunding-Plattform „I believe in you“ das Licht der Welt. Gestartet mit einer noblen Idee, Projekte für den Sport zu finanzieren. Vor allem für jene, die wirklich Schwierigkeiten haben, finanziell überhaupt einen Fuß auf den Boden zu bekommen. Ich lese von Olympiasportlern, die nicht mal Geld für ein Trainingslager bekommen, Nachwuchssportlern, wo das Geld an allen Ecken und Enden fehlt und auch von Benefizprojekten, die einer guten Sache dienen. Dafür ist diese Plattform ein Segen und ich danke den Betreibern von ganzem Herzen dafür, dass man diese Möglichkeit bietet.

Wenn ich mir die Sportarten, für die hier Projekte erstellt wurden, durchsehe, fällt mir vor allem eines auf – die Sportart „Triathlon“ ist hier omnipräsent. Mit insgesamt 19 Projekten ist man hier eindeutiger Spitzenreiter. Die meisten dieser Projekte wurden erfolgreich beendet, so dass man eigentlich sagen könnte, dass der Projektgeber alles richtig gemacht hat.

Doch für mich bleibt bei so manchem Projekt ein bitterer Beigeschmack. Wenn ich mir die Summen ansehe, die hier für Starts bei Überseerennen, Teilnahmen an Altersklassen-Weltmeisterschaften aufgerufen werden, frage ich mich, ob uns der Sinn einer solchen Plattform richtig verstanden wird? Wenn ein als Profi startender Athlet oder eine Athletin sich auf diesem Wege Unterstützung sucht, dann stehe ich voll und ganz hinter einem solchen Projekt. Doch wenn jemand, der einen normalen Job macht und sich auf diesem Wege sein neues Rad, einen neuen Rollentrainer und ein paar Wochen Sporturlaub finanzieren will, dann finde ich, es geht an der Sache vorbei.

Natürlich ist das alles legitim und solange die Plattform diese Projekte zulässt, wird es diese wohl auch geben. Es steht jedem frei, diese Projekte zu unterstützen – schade fände ich es trotzdem.

Denn die Aufmerksamkeit wird so weg von der eigentlichen Sache gelenkt. Wenn man als Agegrouper startet, ist man AMATEUR. Als Amateur geht man in der Regel einer geregelten Arbeit nach, die einem das (Sport)leben finanziert. So mancher Amateursportler hat auch private Unterstützer, die unter die Arme greifen. Ich für mich finanziere mir meine Reisen selbst, ohne Zuhilfenahme von Sponsoren. Wir wissen alle, dass die Grenze zwischen Amateuren und Profis in unserem Sport sehr unscharf ist. Das soll aber hier nicht das Thema zu sein, das ginge zu weit.

Mein Aufruf – mein Projekt: Weg vom Egoismus – rein in die Zukunft

Da ich nicht nur kritisieren will, habe ich mich entschlossen, aktiv etwas dazu beizutragen. Ich habe selbst ein Crowdfunding-Projekt gestartet. Ich bedanke mich bei „I believe in you“, dass ich dies auf diese Weise tun kann, denn ich kritisiere damit zum Teil auch einige ihrer Projekte. Doch ein kritikfähiges Unternehmen hält das zum Glück aus.

In meinem Projekt geht es NICHT um MICH – ich stehe nur an vorderster Front. Ich möchte 1.500 Euro sammeln und werde diese, sofern sie zusammen kommen, zu 100 Prozent dem Steirischen Triathlonnachwuchs zur Verfügung stellen, der damit das nächstjährige Trainingscamp der Nachwuchssportler mitfinanzieren wird. Die „Gegenleistungen“ kommen zum größten Teil von mir und meinem Unternehmen. Ich bedanke mich bei allen, die hier unterstützend mitwirken. Hauptsächlich wünsche ich mir, dass das Bewusstsein wieder in die Richtung des eigentlichen Sinns einer solchen Plattform geht und dass es natürlich Erfolg hat!

Meine gestrige Veröffentlichung schlug schon große Wellen und wurde eifrig kommentiert und geteilt. Wenn jeder, der dies gut findet, nur ein paar Euro für die „richtige“ Sache zur Verfügung stellt, würde der Betrag locker zusammen kommen.

Geben wir gemeinsam dem Egoismus eine Pause!

Zum Projekt: https://ibiy.net/weg-vom-Egoismus

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