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Mentales Training definiert sich als der direkte Einfluss psychischer Prozesse auf die Bewegung. Das Besondere dabei ist die intensive gedankliche Vorstellung des Bewegungsablaufes. Dieser wird jedoch nicht in der Praxis ausgeführt. Gerade bei körperlich fordernden Sportarten ist es wichtig, im Kopf frei zu sein. Wenn Durchhaltevermögen gefordert ist, reicht ein fitter Körper allein nicht aus, der Geist muss diesem Beispiel folgen.
Die Herausforderung, die mentales Training an einen Athleten richtet, hat Triathlet Markus Lichtenegger vor zwei Jahren in einem Interview auf Triaguide schön formuliert. Es geht darum, sich einer fremden Person zu öffnen und mit ihr über seine Ängste und Gedanken offen zu sprechen. Doch genau das hilft dabei, seinen Fokus zu finden und einen Blick über den Tellerrand zu werfen. Findet man die richtigen Routinen für mentales Training, dann lassen sich diese ohne Mühe in den Alltag integrieren und werden so ein fixer Bestandteil der Vorbereitung auf den Wettkampf.
Mentales Training ist im Spitzensport nicht erst seit gestern ein Erfolgsfaktor geworden. Dort, wo es oft um minimale Unterschiede in der Leistung ankommt, ist ein klarer Kopf unverzichtbar. Das gilt für Free Climber ebenso wie für Denksportler, Dartspieler oder Skispringer. Sie alle beschäftigen sich mit der Frage, wie man unter extremen Druck Leistung abrufen und seine Grenzen überwinden kann.
Welchen Anforderungen Spitzensportler ausgesetzt sind, zeigt der Film Free Solo. In dem Oscar-prämierten Dokumentarfilm sehen die Zuschauer, dass der Erfolg bereits mit der Vorbereitung auf das Klettern beginnt. Die Kamera begleitet den Kletterer Alex Honnold bei seinem Aufstieg auf El Capitain im Yosemite-Nationalpark im US-Bundesstaat Kalifornien. In der Vorbereitung visualisiert er alle Kerben des Felsens und macht sich vorab mit den Herausforderungen vertraut. Dabei gleicht er einem Formel-1-Fahrer, der sich vor dem Rennen alle Kurven einprägt, die eine Strecke aufweist. Auch ein Pokerspieler ist mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert. Er weiß vorab nicht, welche Herausforderungen auf ihn zukommen werden, schließlich handelt es sich um ein Spiel mit begrenzten Informationen. Im Lauf des Spiels müssen die Teilnehmer mit Rückschlägen fertig werden, das erfordert ein gefestigtes Mindset. Mentaltrainer können dabei helfen, diesen Fokus zu finden.
Der österreichische Dartsspieler Mensur Suljovic hingegen nutzte mentales Training dafür, eine Blockade im Kopf loszuwerden. Er engagierte einen Mentaltrainer, der ihm dabei half, die sogenannte Dartitis loszuwerden. Dabei haben Spieler Schwierigkeiten, den Pfeil beim Abwurf loszulassen. Der Erfolg hängt für ihn auch davon ab, seine Nerven in Zaum zu halten. Mentales Training hilft dabei. Einer der ersten Spitzensportler, der die Kraft der Gedanken für sich zu nutzen wusste, war der Skispringer Toni Innauer. Der Olympiasieger und Weltmeister bezwang seine Gegner in den 1970er Jahren nicht nur mit Talent, sondern vor allem mit seinem eisernen Willen. Heute stellt er sein Wissen und seine Erfahrungen als Mentalcoach anderen Sportlern und der Wirtschaft zur Verfügung. Denn auch im Berufsleben geht es darum, Niederlagen zu verwinden und sich mit voller Kraft neuen Aufgaben zu widmen. Innauer setzt in seiner Arbeit auf Glück und Authentizität durch Eigenverantwortung.
Der Triathlon stellt eine große körperliche und mentale Herausforderung dar. Hier warten zahlreiche Hürden auf die Teilnehmer. Das beginnt bereits beim Massenstart und beim Kampf im Wasser. Lange Gerade auf der Radstrecke können manche ebenso überfordern, wie die Abschlussdisziplin Marathon. Gerade beim Laufen, wenn man regelmäßig überholt wird, kann sich dies stark auf das Nervenkostüm auswirken. Bei Amateuren kann sich der Übermut schnell negativ auswirken. Wer sich und seine Leistungsfähigkeit falsch einschätzt, wird beim Triathlon Probleme bekommen. Die Steuerung mentaler Abläufe kann die drei Erfolgsfaktoren für die Bewältigung dieser sportlichen Herausforderung, Selbstvertrauen, Willenskraft und Schmerztoleranz, stärken.
Das ist den meisten Triathleten auch bewusst. Studien besagen, dass zwar 50 Prozent aller Sportler glauben, dass das Rennen im Kopf entschieden wird, jedoch nur fünf Prozent tatsächlich Zeit für mentales Training aufwenden. Dabei sollte dieses selbstverständlich sein, allerdings muss man nicht immer den Profi zurate ziehen. Mentaltraining ist vielseitig und beginnt für manche Triathleten bereits bei einfachen Dingen, die den Geist entspannen.
Das kann ein langer Spaziergang mit dem Hund ebenso sein, wie ein gutes Buch zu lesen. Wichtig dabei ist es, Ruhe und Entspannung zu finden. Manchmal reichen die kleinen Dinge bereits aus, um den Kopf freizubekommen. Wer jedoch professionelle Unterstützung sucht, wird schnell feststellen, dass seine Leistungskraft neue Dimensionen erreicht. Dabei erlernen Triathleten Entspannungstechniken, auf die sie sich einlassen müssen. Wer sie regelmäßig praktiziert, hat ein gutes Werkzeug gefunden, um auch die größten Herausforderungen gut zu meistern.