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Die Rückkehr ehemaliger Dopingsünder in das Wettkampfgeschehen sorgt nun bereits seit Wochen für Unruhe und Aufruhr in der Triathlonwelt. Viele Athleten, vor allem aus dem Agegroup-Bereich, geben klare Statements ab. Mit Athleten, die bereits einmal wegen Dopings gesperrt waren, wollen sie nicht mehr am Start stehen.
Auf den ersten Blick ist es ein erfreuliches Signal, welches da von den Sportlern gesendet wird. Im Gegensatz zum Radsport, wo flächendeckendes Doping in den letzten 15 Jahren nicht gereicht hat, um sich der Ekelhaftigkeit dieser Szene bewusst zu werden. Kaum ein Sportler hat sich darüber aufgeregt, wenn ein unmittelbarer Konkurrent mit einer positiven Dopingprobe aufgeflogen war, keine Erschütterung, keine Wut, nichts von alldem war in der Szene zu spüren. Eher Gleichgültigkeit, vielleicht Freude darüber, dass es den Anderen erwischt hat, in dem Wissen, dass man auch selbst nicht besser ist. Auch die Rückkehr der ehemaligen Dopingsünder in das Profi-Peloton wurde ihnen nicht unbedingt schwer gemacht. Fahrer werden wieder zu Helden aufgebaut, ob geläutert oder nicht, interessiert hat das kaum jemanden, alles ging seinen gewohnten Lauf weiter.
Doch der Triathlon ist zum Glück nicht der Radsport. Hier ticken die Menschen anders. Hier ist auch die Distanz zwischen dem Profi-Sport und dem Amateur-Bereich quasi nicht vorhanden. Jeder Hobby-Athlet durchlebt dieselben Qualen auf denselben Strecken wie der Profi-Sportler, jeder investiert Zeit, Fleiß, Schweiß, Tränen, Leidenschaft und Geld in diesen schönen Sport.
Aus dieser Sicht ist es auch verständlich, dass Sportler äußerst emotional auf Themen wie Doping reagieren. Wie brisant dieses Thema ist, sieht man an der stark wachsenden Facebook-Gruppe „Keine Doper bei unseren Rennen“.
Kräftigen Rückenwind bekommt die Initiative vor allem dadurch, dass es unter einigen Dopingsündern so etwas wie Lernresistenz geben dürfte. Nachdem Hannes Hempel nach abgesessener Dopingsperre im Frühjahr einen positiven Dopingtest abgab, zog er selbst die Konsequenzen und beendete seine Karriere. Auch die Spanierin Virginia Berasategui soll laut Angaben des Portals slowtwitch.com bereits zum zweiten Mal positiv auf EPO getestet worden sein.
Nach solchen Vorfällen fällt es schwer zu glauben, dass Dopingsünder nach Absitzen ihrer Sperre geläutert und sauber zurück kommen. Das ist die eine Seite der Medaille.
Die andere Seite ist die oft erwähnte „zweite Chance“. Ein Grundsatz in einer zivilisierten Gesellschaft, ein Grundsatz der Menschenrechte. Resozialisierung, das gibt es bei Straftätern, die versuchen, nach verbüßter Haftstrafe in ein neues, anständiges Leben zu finden. Warum sollte das für ehemalige Dopingsünder nicht gelten? Sind wir es nicht jedem Mitmenschen schuldig, zu vergeben und ihnen die Chance zu geben, es besser zu machen?
Auch wenn es oft schwer fällt, einem Menschen, der schon einmal betrogen hat, jemals wieder Vertrauen zu schenken, sollte man nicht den Fehler machen und alle Athleten über einen Kamm scheren.
Rechtlich gesehen ist die Sache eindeutig und daran können auch publikumswirksame Forderungen nichts ändern. Dopingsünder sind nach Absitzen ihrer Sperre wieder startberechtigt. Veranstalter haben so gut wie keine Möglichkeit, einen Start dieser Sportler zu verhindern, auch wenn sie es wollten. Aufforderungen an Veranstalter, künftig keine ehemals gedopten Athleten mehr an den Start zu lassen, sind definitiv an die falsche Adresse gerichtet.
Das einzige, das die Situation für die Zukunft klären könnte, wäre eine Verschärfung der Sperren. Auch hier bewegt man sich rechtlich auf schwierigem Terrain, doch wäre es die einzige Möglichkeit, die allzu schnelle Rückkehr von Dopingsündern zu verhindern. Eine Sperre von 4 Jahren bei schweren Dopingvergehen wäre mit Sicherheit der erste Schritt.
Ein viel gehörtes Argument ist auch, dass die Sportler auch nach deren Sperre noch von der früheren Einnahme von Dopingsubstanzen profitieren würden. Dafür gibt es bislang im Ausdauersport keinen wissenschaftlichen Beweis und es erscheint eher unwahrscheinlich, dass sich eine Einnahme von Dopingmitteln nach zwei Jahren noch irgendwie bemerkbar macht. Das wohl größere Problem liegt dabei im Kopf des dopenden Athleten selbst. Bringt er die Disziplin auf, genug an sich zu arbeiten, traut er es sich überhaupt zu, auch ohne verbotene Substanzen Sport zu betreiben? Glaubt er daran, dass so etwas möglich ist?
Die Antwort kann nur der jeweilige Athlet selbst geben und auch wenn es uns allen schwer fallen mag, an das Gute in ehemaligen Betrügern zu glauben, so sollten wir nicht den Fehler machen, alle über einen Kamm zu scheren. Letztlich ist es diese emotional, manchmal schon an Mobbing grenzende Diskussion, die unseren Sport in der Öffentlichkeit nur noch mit diesem Thema in Verbindung bringt.
Das Signal der Szene ist eindeutig – man verachtet Doping – und das ist gut so!