Es muss Ende Juli/Anfang August gewesen sein, als mich ein Anruf vom Kärntner Triathlon-Profi Flo Kriegl erreichte. Er fragte, ob ich am nächsten Freitag Zeit hätte, ihn zu einem Vermessungstermin nach Frohnleiten zu begleiten und dafür einige Fotos zu machen.
Als neugieriger Journalist und langjähriger Kumpel von Flo war meine Neugier geweckt, ich fand es auch eine gute Idee. Schließlich war ich es auch, der ihm nach seinem furiosen Auftritt beim IRONMAN Austria ziemlich uncharmant ins Gesicht sagte, dass seine Position auf dem Rad grauenvoll aussah. Da ich das Rennen fotografierend auf dem Motorrad begleiten durfte, konnte ich mir davon tatsächlich ein gutes Bild machen.
Also ging es an jenem Freitag nach Frohnleiten zum „Theresienhof“, wo das „Ganglabor“ seine Heimat hat. Die Anreise erfolgte selbstverständlich mit dem Fahrrad, die Kamera in einem kleinen Rucksack umgeschnallt.
Nach recht entspannter Anreise in Frohnleiten angekommen, betraten wir zum ersten Mal die Räume des Ganglabors und begegneten gleich einem alten Bekannten. Andreas Daxberger, seines Zeichens exzellenter Crosstriathlet, kümmert sich hier gemeinsam mit seinem Kollegen Andreas Jocham um das Wohl der Athleten.
Nach einer kurzen Erklärung des VICON Motion Capture Systems wusste ich auch, warum hier so viele Bildschirme, Kameras und Sensorplatten standen. Dank dieser Technik ist es dem Ganglabor möglich, Bewegungsanalysen auf wissenschaftlichem Niveau anzubieten. Es kann praktisch jede Bewegung des Körpers am Computer ausgewertet werden.
Doch bevor es soweit war, erfolgte noch die gute, alte Handarbeit. Andreas Daxberger, wie sein Kollege und Namensvetter Andreas Jocham von Beruf Physiotherapeut, legte Flo erstmal auf die Therapieliege und machte sich ein Bild von eventuellen Blockaden und anderen Wehwehchen.
Danach erhielt sein Unterkörper an verschiedensten Punkten reflektierende Kügelchen aufgeklebt, die anschließend den Kameras die Signale geben, die sie für die Analyse benötigen. Zusätzlich wurde das Rad milimetergenau in Position gebracht, damit die Bewegung von allen Seiten von den Kameras erfasst werden kann.
Als Flo sich auf der Rolle in Bewegung setzte, konnten wir auf den Bildschirmen sowohl das Live-Bild, als auch die grafische Darstellung der Bewegung sehen. Wenn man sich bei dem Programm auskennt, und zwei von drei Zusehern taten dies auch tatsächlich, konnte man genau erkennen, welche Fehlbelastungen vorhanden waren und welche Maßnahmen dabei helfen würden.
Danach schnappten die beiden sich Flo’s Radschuhe und verschwanden in einem anderen Raum. Genauer gesagt, in die „Werkstatt“, wo sie erst einmal provisorisch an den Schuheinlagen herumwerkten, um dann einen weiteren Versuch zu starten. So wurde analysiert, nachgebessert und weiter analysiert, bis sowohl der Computer als auch der Athlet das Feedback „jetzt passts“ gaben.
Die fertige Schuheinlage sollte in einigen Tagen fertig sein, die provisorische konnte ab sofort im Training eingesetzt werden. Was ich auf der Heimfahrt nach Graz mehr als schmerzhaft am eigenen Leib erfahren sollte. Konnte ich bei der Hinfahrt noch gemütlich nebeneinander mit Flo fachsimpeln, machte er mit seiner neuen Sitzposition keine Gefangenen mehr. Mehr als mich am Hinterrad zu verstecken und auf Gnade zu hoffen, blieb mir nicht mehr übrig.
Auch Faris Al-Sultan ließ sich kürzlich im Ganglabor vermessen
So nebenbei hat das Ganglabor natürlich auch meine Neugier geweckt. Am Rad habe ich zwar keine Probleme, doch beim Laufen ist Schmerz leider seit Jahren mein ständiger Begleiter. Deshalb bin ich zwei Wochen später selbst noch einmal nach Frohnleiten gefahren, um mir meine Beinbelastung bzw. Fehlbelastung einmal analysieren zu lassen. Konkret wollte ich mir neue Einlagen machen lassen.
Wenn man zu einem Orthopäden geht, sieht das normalerweise so aus. Man stellt sich auf so eine Art Schaumstoffteil und sinkt dann ein. Dann hat der Orthopäde den Abdruck, den er für die Herstellung der Einlagen braucht.
Im Ganglabor passiert das alles mit Computerunterstützung. Mehrere Male ließ mich Andreas Jocham über eine Platte laufen, die an die Tausende Sensoren aufweist. Hier bleibt dem Computer nicht das kleinste Detail verborgen. Nach einigen weiteren Tests wurde noch die richtige Größe bestimmt und Andreas machte sich daran, die Einlagen in Handarbeit zu fertigen. Nach einigen Tagen hatte ich sie in der Post und sah, dass sie sich grundlegend von den normalen orthopädischen Einlagen unterscheidet.
Der Rest ist Gewöhnungssache. Auf Anraten des Ganglabor-Teams gestalte ich den Übergang auf die neuen Einlagen langsam, aber kontinuierlich. Anfangs war es ein eigenartiges, gar unangenehmes Gefühl, doch mit der Zeit gewöhnt sich der Körper an die neuen Teile und man will gar nicht mehr aus den Laufschuhen raus.
Das Ganglabor steht jedem Interresierten zur Verfügung. Ich kann es nur jedem empfehlen, der orthopädische Probleme hat, oder auch nur seine Leitung optimieren möchte.