Pro's Corner

Interview mit Langdistanz-Staatsmeister Andreas Fuchs

Published

on

Interview mit Langdistanz-Staatsmeister Andreas Fuchs

Andreas Fuchs gelang im Jahr 2009 sein großer Durchbruch mit seinem österreichischen Staatsmeistertitel und dem Gesamtsieg in Podersdorf. triaguide-train.com sprach mit dem sympatischen Steirer über die vergangene Saison, über seine Trainingsmethoden und wie er es schafft, Triathlon auf Profi-Niveau neben Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen.

triaguide
Hallo Andreas, dir ist mit deinem Staatsmeistertitel auf die Langdistanz in Podersdorf im letzten Jahr der absolute Durchbruch gelungen – hast du schon im Vorfeld damit gerechnet?

Andreas
Ehrlich gesagt ja, aber in der Vorbereitung ist es nicht so wie gewünscht verlaufen, daher war ich doch dann überrascht, dass es an diesen Tag so gut für mich lief. Mir ist es gelungen, mich in dem Rennen ganz auf mich zu konzentrieren und hab mich von Wind, Wetter, Gegnern usw nicht verunsichern lassen.

triaguide
Die Bedingen an diesem Tag waren wirklich sehr extrem. Du hast die Konkurrenz vor allem mit deiner schnellen Radzeit geschockt. Wie kommst du zu dieser Radstärke, was machst du da anders im Training?

Andreas
Gut frage, ich glaube, das Triathleten generell zu viel wie Radfahrer oder wie wie Läufer trainieren. Beim Triathlon kommt es darauf an, so zu fahren, dass man so lange wie möglich hart drücken kann. Aber gerade nach dem Schwimmen beginnen viele zu hart und können die angeschlagene Geschwindigkeit nicht halten. Oft wird diese Geschwindigkeit auch nicht genug im Training trainiert. Mir hilft hier seit 2 Jahren ein SRM-System gewaltig. In Podersdorf speziell in der letzten Runde habe ich kaum noch Leute gesehen, die länger auf dem Aufleger fahren konnten, und genau das konnte ich konstant die 4 Runden hindurch.

triaguide

Also achtest du immer genau auf die Wattzahlen und versuchst, dich von der ersten bis zur letzten Runde daran zu halten?

Andreas
Ja, aber auch für mich ist am Anfang die Versuchung groß, etwas über das Limit zu schießen. Bei großen Ironmanrennen ist das etwas anders, da muss man taktisch fahren – leider, aber das macht natürlich auch einen Reiz aus.

triaguide
Was hast du dir für die Saison 2010 vorgenommen?

Andreas
Es werden wieder im Großen und Ganzen die gleichen Rennen wie 2009 sein, meinen Fokus werde ich dieses Jahr aber ganz auf Podersdorf ausrichten. Was ich anfangs eigentlich nicht wollte, finde ich nun als meine neue Herausforderung.

triaguide
Mit Herausforderung meinst du die Titelverteidigung?

Andreas
Ja, genau, wobei das Wort Staatsmeitertitlel kann ich schon fast nicht mehr hören, wichtiger war für mich, als Erster über die Ziellinie zu laufen, und genau dieses Erlebnis will ich wieder.

triaguide
Du giltst ja in der Szene als sehr zielstrebiger und harter „Arbeiter“ und du übst ja auch neben dem Sport noch einen Beruf aus. Wie bringst du deinen Trainingsalltag neben all den beruflichen und familiären Verpflichtungen unter?

Andreas
Gute Frage, ich wundere mich oft selbst, aber ich glaub ich würde als reiner Profisporter eher zu viel trainiern, so wie es auch viele Agegrouper tun. Ich trainiere eigentlich seit fast 5 Jahren die gleichen Umfänge und konnte mich immer noch steigern und sehe auch für die Zukunft noch einiges an Potential. Was vor 5 Jahren noch zu viel für mich war, tut mir heute wohl sehr gut und wenn ich die Pläne anderer lese, wundere ich mich schon, wie ich das mache. Generell setzte ich viel auf Krafttraining und Intervalle und die brauchen eben nicht so viel zeit

triaguide
Wie kann man sich eine durchschnittliche Trainingswoche eines Andreas Fuchs vorstellen?

Andreas
Naja, heuer hab ich es geschaft, 2-3mal in der Woche meinen Morgenlauf ca. 40-70min unterzubringen, somit stehe ich oft schon um 5:30 auf, gehe aber auch immer vor 21:30 ins bett. Schwimmen mache ich 3x wöchentlich in der Heiltherme Bad Waltersdorf nach Plänen von Ute Mückel. Mittags gehe ich 1-2 mal pro Woche auf die Laufbahn in Schileiten und ins Fitnesstudio. Radfahren habe ich über den Winter eigentlich wieder ganz weggelassen, aber nun wird Freitag bis Sonntag schon fast durchgefahren, nach dem Radtraining lauf ich auch noch drauf.

triaguide
Wie lange brauchst du dann, bis du auf dem Rad wieder eine ansprechende Form bekommst?

Andreas
Ich versuche die ersten 1000-1500 Kilometer locker zu rollen, und dann langsam mit kurzen Intervallen zu starten, bis ich mir dann in Cesenatico in den Bergen die entsprechende Form für dir richtig harten Ironmanintervalle hole – wobei ich in den letzten Jahren weiniger in den Bergen unterwegs war und mehr im Flachen versucht habe, genau nach Watt zu fahren und da fällt es mir leichter, gegen den wind zu treten, was mir dann in Podersdorf zu gute gekommen ist.

triaguide
Treibst du im Winter auch Alternativsportarten wie Langlaufen oder Tourenski?

Andreas
Heuer hab ich zum ersten mal bei einem Wintertriathlon teilgenommen. Wobei ich aber eigentlich nur als Läufer vorgesehen war in einer Staffel, da aber einer ausgefallen ist, hab ich mich kurzentschlossen alleine an den Start gestellt. Das war schon eine tolle Erfahrung und auch ein gutes hartes Training und Action pur. Langlaufen kann ich zwar etwas, aber gegen Spezialisten hab ich keine Chance. Da mir der Aufwand meist zu groß ist, zu einer Loipe zu fahren, fahr ich fast nie und Tourenski gehen war ich auch noch nie. Ich würd gern, aber alles kann man eben nicht machen und so hab ich mit meinem Scott Spark im Winter bei uns etwas die Wälder etwas unsicher gemacht.

triaguide
Du hast den gesamten Winter in Österreich verbracht. Vermisst du es nicht, wie andere Pro-Kollegen wochenlang im Spanien oder Australien zu trainieren?

Andreas
Nein ich bin wie Rocky (lacht) – nein im Ernst, wenn ich die Wahl hätte, wenn die Zeit und das Geld da wäre, dann würde ich es wohl auch tun. Aber wie schon gesagt, es gibt genug Alternativen für mich und die Kälte macht doch auch stark. Weiters glaube ich, dass sich viele im Trainingslager abschießen und da rede ich nicht nur von Agegroupern. Ich war mal mit Gerhard Trampusch im Februar in Spanien da hab ich es auch geschafft.

triaguide
Was viele Age-Grouper, die auch einen Beruf ausüben, sicher interessiert, ist die Frage nach der Regeneration. Was unternimmst du, um diese enormen Trainingsbelastungen und deine sonstigen Aufgaben zu verkraften?

Andreas
Ich versuche, viel auf mein Gefühl und auch Erfahrung zu hören. Die Regeneration nach einer harten Einheit beginnt schon beim Auslaufen, Dehnen und dann ganz wichtig bei der Ernährung. Ich teste gerade einige Produkte von Ultra Sports, die mir sehr gut tun und gerade da, glaube ich, kann man noch viel rausholen. Generell muss aber auch schon während des Trainings genug zugeführt werden bzw. das Essen während des Trainings auch mit trainiert werden. Ich habe in Podersorf in Summe über 20 Gels verdrückt, das muss der Magen gewohnt sein. Ansonsten vertraue ich seit heuer wieder auf meine alt bewährte Magnetfeldmatte beim Fernsehen oder wenn ich Zeit habe, versuche ich während den 20 Minuten auch etwas zu meditieren.

triaguide
Andreas, wir danken für das Gespräch und wünschen dir eine tolle Saison.


News

Die mobile Version verlassen