Viele „Experten“ betätigen sich in diesen Tagen als Kaffeesatzleser. Deshalb dachten wir uns in der Redaktion – warum denn wir nicht auch? Wir sind selbst gespannt, wie sich das Rennen entwickeln wird und versuchen für euch als Orientierungshilfe eine Aufstellung der Favoriten zu schaffen.
Jan Frodeno
Einen anderen Top-Favoriten als Jan Frodeno zu nennen, fällt schwer. Zu überlegen waren seine Auftritte im Jahr 2015. IRONMAN-Europameister, IRONMAN 70.3-Weltmeister und auch sonst wuchs kein Gras mehr, wo der Olympiasieger von 2008 hintrat. Auch im letzten Jahr brachte ihm einiges Pech um die Titelchance. Frodeno hat keine Schwächen mehr und fährt auch am Rad mit der Weltspitze mit. An einem normalen Tag führt der Sieg nur über ihn – aber was ist in Kona schon normal?
Sebastian Kienle
Never bet against the defending Champion – ein alter Spruch, der mittlerweile etwas abgelutscht wirkt. Dennoch sollte man bei aller „Frodo-Mania“ nicht auf den Titelverteidiger vergessen. Wir sehen die beiden im Duell auf Augenhöhe, denn nur Kienle weiß, wie es sich anfühlt, in Kona zu gewinnen. Und wir sind uns sicher, er wird das auch heuer mehr als alles andere wollen. Zeigte sich zuletzt stark verbessert im Schwimmen und vor allem noch stabiler in der Abschlussdisziplin. Er könnte davon profitieren, dass alles auf Frodeno achtet.
Marino Vanhoenacker
Der Belgier ist immer eine große Unbekannte auf Hawaii – aber er hat das Rennen öfter geprägt als alle anderen Starter hier. Als Radfahrer unbestritten einer der Besten hat er sich mit zwei IRONMAN-Siegen binnen 4 Wochen, beide unter 8 Stunden, zurück in der Weltspitze gezeigt. Auch wenn er hier deutlich härterer Konkurrenz gegenüber steht – ein verletzungsfreier Vanhoenacker ist für uns definitiv noch für den Kampf ums Podium gut.
Andy Potts
Im letzten Jahr zeigte der Amerikaner, dass er mittlerweile auch auf der Langstrecke über den Status des „Geheimtipps“ hinaus ist. Platz 4 mit einer starken Laufperformance zeigen das unglaubliche Potential des früheren Mitteldistanz-Seriensiegers. Für ihn wird viel vom Rennverlauf abhängen, denn am Rad fehlte ihm in den letzten Jahren noch etwas auf die Besten. Sollten sich die Favoriten am Rad zu sehr belauern, dann könnte die Stunde von Potts geschlagen haben.
Nils Frommhold
Im letzten Jahr mit Platz 6 noch die große Überraschung, hat er 2015 gezeigt, dass er dauerhaft in der Weltspitze angekommen ist. Sein Sieg in Roth stellte ihn vor allem in der zweiten Disziplin auf eine Stufe mit den „Überradlern“ wie Kienle, Frodeno und Vanhoenacker. Beim Marathon könnte ihm zum Sieg noch das ein oder andere Körnchen fehlen, doch für den Kampf um das Podium ist Frommhold auf alle Fälle zu haben.
Frederik van Lierde
Der vielleicht leiseste aller Hawaii-Champions fliegt oftmals unterhalb des Radars der Journalisten. Sein Sieg im Frühjahr beim IRONMAN South Africa war eindrucksvoll, in der Hitze von Frankfurt musste er sich mit Rang 5 begnügen. Ein ausgeglichener Athlet, der kaum Schwächen hat und deshalb schwer zu berechnen ist – diese Qualität bescherte ihm den Sieg vor zwei Jahren – wir glauben, er hat immer noch reichlich davon.
Tim van Berkel
Der Australier überraschte im letzten Jahr mit Rang 7 und bestätigte dies auch mit einem starken 2. Platz beim IRONMAN Melbourne. Sehr ausgeglichener Athlet ohne echte Schwäche – gute Voraussetzung für einen erneuten Top-10-Platz.
Luke McKenzie
Vor zwei Jahren war die Sternstunde des Australiers mit Rang 2, 2014 eine insgesamt durchwachsene Saison und kein gutes Rennen in Kona. In diesem Jahr meldete er sich mit einem Sieg beim IRONMAN Cairns zurück. Er weiß, was es braucht, um auf das Podium zu klettern.
Andi Böcherer
Böcherer meldete sich nach einem Jahr Verletzungspause eindrucksvoll zurück. Auf der Mitteldistanz hat er wieder zu seiner gewohnten Stärke zurück gefunden und auch beim IRONMAN Frankfurt ist er mit einer starken Performance aufgefallen. Auf der Mitteldistanz immer einer der Top-Favoriten, auf der Langdistanz noch immer das „Dark-Horse“. Kann an einem guten Tag weit vorne landen.
Ben Hoffmann
Im letzten Jahr gelang ihm mit Rang 2 eine waschechte Sensation. Seither war es eher ruhig um den Amerikaner. Ausgeglichener Athlet mit Top-5-Potential – auf der Siegerliste sehen wir ihn aber noch nicht.
Christian Kramer
Letztes Jahr mit viel Pech nach gutem Rennen raus. In diesem Jahr mit Sicherheit perfekt vorbereitet am Start. Als starker Schwimmer und Radfahrer hat er taktisch alle Möglichkeiten, eine Top-10-Platzierung ist an einem perfekten Tag für ihn auf alle Fälle drin.
Andreas Raelert
Ungebrochen ist die Leidenschaft des 39-jährigen Rostockers für diesen Sport und dieses Rennen. Nach vielen Verletzungsproblemen hat es der Weltbestzeithalter einmal mehr auf die Insel geschafft. Letztes Jahr hielt er lange den Kontakt um die besten Plätze. Für den Sieg wird es wohl nicht mehr reichen, aber im Kampf um die vorderen Plätze sollte man einen Andreas Raelert noch nicht abschreiben.
Cyrill Viennot
Der Franzose überraschte im letzten Jahr viele mit dem 5. Gesamtrang. Seine ausgewiesene Stärke ist das Radfahren, aber auch in den anderen beiden Disziplinen ist er auf Tuchfühlung mit den Besten. Für den Kampf um das Podium könnte das zwar zu wenig sein, aber dahinter ist vieles offen.
Boris Stein
Oft immer noch zu Unrecht unter dem Radar, gewinnt der Deutsche auf der Mitteldistanz Rennen um Rennen. Mit zwei IRONMAN-Siegen ist er nun auch auf der Langdistanz vorne angekommen. Platz 20 war es im letzten Jahr – da ist mit Sicherheit noch einiges mehr drinnen.
Pete Jacobs
2012 überraschend Hawaii-Champion – seither kam nicht wirklich viel. Wir sind gespannt, ob der Australier noch ein großes Rennen in den Beinen hat.
Michael Weiss
Dass ihm das Rennen in Kona liegt, hat der Niederösterreicher mit zwei Top-20-Ergebnissen schon angedeutet. Starker Radfahrer und Läufer. Bei ihm wird alles vom Schwimmen abhängen.
Bart Aernouts
Für ihn gilt ähnliches wie für Weiss. Der ehemalige Duathlet wird auf ein starkes Schwimmen hoffen müssen, dann ist für den Vorjahres-Neunten noch einiges möglich.
Ronnie Schildknecht
Seit Jahren an der Weltspitze, auf Hawaii noch nie den perfekten Tag erlebt. Vielleicht morgen?
Maik Twelsiek
Einer der stärksten Radfahrer im Feld – sein 11. Platz im letzten Jahr ging medial etwas unter – immer für einen Top-10-Platz gut.
Terenzo Bozzone
Mit einem Stern eigentlich unterbewertet, wenn er sein unglaubliches Potential endlich einmal voll auf der Langdistanz ausleben könnte. Der Tag, an dem ihm das gelingt, wird ihn ganz nach vorne bringen.
Damen
Bestbesetzung auch bei den Damen – Bild (c) Ingo Kutsche
Daniela Ryf
Man braucht schon viel Fantasie, um eine andere Top-Favoritin als die Schweizerin zu finden. Im letzten Jahr musste sie noch ihrer Unerfahrenheit in Kona Tribut zollen, sollte sie nach einem Jahr völliger Dominanz ähnlich wie Jan Frodeno nur schwer zu stoppen sein. Aber wie auch bei den Herren gilt – auch sie muss das Rennen erst ins Ziel bringen.
Mirinda Carfrae
Im letzten Jahr konnte die „Wunderläuferin“ Ryf dank eines epochalen Marathons noch abfangen. In diesem Jahr wird es mehr dazu brauchen als das. Wenn Carfrae es schafft, in den anderen beiden Disziplinen zuzulegen, ist für sie immer noch alles möglich.
Rachel Joyce
Seit Jahren in Reichweite des Sieges – für ganz vorne hat es aber noch nie gereicht. Steht etwas im Schatten des möglichen Duells Carfrae/Ryf und könnte die lachende Dritte sein.
Eva Wutti
Österreichs heißestes Eisen seit Kate Allen. Ihr erster Start auf Hawaii. Genie und Wahnsinn liegen bei der Kärntnerin oft eng beisammen. Wenn sie einen guten Tag hat, erzittert die Triathlonwelt vor ihren Leistungen. Was ihr noch fehlt, ist die entscheidende Konstanz. Von ihren Fähigkeiten ist sie absolute Podiumskandidatin.
Jodie Swallow
Ihr vierter Platz im letzten Jahr zeigt die stetige Weiterentwicklung der Südafrikanerin. Ausgeglichen in allen drei Disziplinen kann sie ein kräftiges Wort um die Podiumsplätze mitreden.
Julia Gajer
Platz 6 im letzten Jahr war ein kräftiges Ausrufezeichen. Auch in diesem Jahr lieferte sie konstante Spitzenleistungen ab und geht bestens vorbereitet ins Rennen. Die Verbesserung des Vorjahresergebnisses wäre mit Sicherheit keine Überraschung.
Caroline Steffen
Die routinierte Schweizerin ist in den letzten Jahren konstant stark in Kona gewesen – oft lange in Führung musste sie beim Marathon Federn lassen. Im letzten Jahr auf Platz 5, in diesem Bereich sehen wir sie auch in diesem Jahr.
Camilla Pedersen
Kommt nach ihrem schweren Unfall nach und nach immer besser in Schuss. Auf der Mitteldistanz hat sie bereits wieder zu alter Stärke zurück gefunden, auf der Langdistanz fehlt noch etwas die Konstanz. Wenn sie diese wieder gefunden hat, kann es weit vorne enden.
Mary Beth Ellis
Hat unzählige IRONMAN-Siege auf dem Konto, in Kona sucht sie noch den perfekten Tag. Platz 5 war die beste Ausbeute bisher – dafür ist das Potential auf jeden Fall da – vielleicht sogar für mehr.
Gina Crawford
Im letzten Jahr auf Platz 8 dank eines herausragenden Marathons. Viel wird bei ihr von der zweiten Disziplin abhängen. Top 10 ist für die Neuseeländerin möglich.
Corinne Abraham
Für die mittlerweile 37-jährige Britin wird vieles von der Auftaktdisziplin abhängen. Im letzten Jahr schrammte sie mit einem starken Marathon nur knapp an den Top-10 vorbei.