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IRONMAN HAWAII – DIE FAVORITEN

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Australien vs. Deutschland – oder doch ein lachender Dritter?

Spannend wie nie zuvor scheint in diesem Jahr der Kampf um die Krone bei den IRONMAN-Weltmeisterschaften auf Hawaii zu sein. Noch nie gab es so viele unbekannte Faktoren in der Rechnung, noch nie war der Kreis der Top- und Mitfavoriten so groß wie im Jahr 2012. Nachdem man sich in den Jahren zuvor zumindest bei den Damen darauf verlassen konnte, dass der Sieg nur über Chrissie Wellington laufen würde, glänzt die Überfliegerin im IRONMAN-Zirkus in diesem Jahr bekannterweise durch Abwesenheit. Der Kampf um ihre Nachfolge verspricht ein spannender zu werden. (Bild: WTC)

Das Herrenrennen verspricht bereits im Vorfeld ein episches Finale. Mit Craig Alexander, Chris Mc Cormack und Faris Al Sultan sind drei Athleten am Start, die wissen, wie es sich anfühlt, auf „Big Island“ zu gewinnen. Mit Andreas Raelert haben sie einen Herausforderer, der bereits einige Male nur knapp am großen Coup vorbeigeschrammt ist. Dazu kommen noch die „Jungen Wilden“ wie der frischgebackene IRONMAN 70.3-Weltmeister Sebastian Knielne und Michael Raelert, die das Rennen beide auf ihre Art und Weise prägen können. Auf den ersten Blick scheint es ein Zweikampf Australien gegen Deutschland zu sein, doch Hawaii hat seine eigenen Gesetze. Die Favoriten nur in diesen beiden Ländern zu suchen, wäre nicht nur anmaßend, sondern auch gefährlich. Wir haben versucht, die großen Namen und die Geheimfavoriten aus der zweiten Reihe etwas zu durchleuchten.

Die Favoriten 

Craig Alexander (AUS) *****

„Never bet against the definding Champion“ – dieser Spruch ist so alt wie das Rennen in Kona selbst, und er enthält mehr an Wahrheit, als sich mancher Herausforderer wünschen würde. Craig Alexander hat in Kona bereits drei Mal gewonnen, zuletzt im Jahr 2011. Von vielen schon abgeschrieben, hat sich der starke Läufer im stolzen Alter von 38 Jahren mit verbesserter Radleistung und einem beeindruckenden Marathon im letzten Jahr die Krone erneut aufgesetzt – so nebenbei noch mit neuem Kona-Streckenrekord. Der Australier gilt als hochprofessioneller Arbeiter, der seinen Beruf lebt und liebt. In Europa wird er oft unterschätzt, weil man ihn leider bei unseren Rennen nicht zu Gesicht bekommt. Als Titelverteidiger musste er sich nicht durch die Qualifikationsmühlen der WTC arbeiten und konnte sich nach seinem Pflicht-Ironman (Sieg beim IRONMAN Melbourne im Frühjahr) voll auf Kona fokussieren. Obwohl ihm die Titelverteidigung bei der 70.3-WM in Las Vegas mit Platz 2 nicht gelang, besteht für uns kein Zweifel, dass er in Kona in Top-Form am Start stehen wird

Andreas Raelert (GER) *****

Drei Mal Hawaii – drei Mal Podium – Platz 3 2009, Platz 2 2010 und Platz 3 2011. Im letzten Jahr schockte der ältere der beiden Raelert-Brüder die Triathlonwelt mit einer Fabel-Weltbestzeit, die er in Roth aufgestellt hatte. Für die Hawaii-Quali musste er jedoch noch einen IRONMAN absolvieren, den er quasi im Schongang in Regensburg ins Ziel brachte. Optimal dürfte das für die Vorbereitung jedoch nicht gewesen sein. Auch auf Big Island lief es nicht nach Plan. Ein blutiges Cut am Auge, das er sich beim Schwimmen zugezogen hatte und eine Schwächephase auf der Radstrecke kosteten ihm wohl die Chance auf die große Sensation. Im heurigen Jahr ging es Raelert etwas ruhiger an. Keine Rekordjagden, aber ein konstant hohes Leistungsniveau über die gesamte Saison. Mit seinem Sieg bei der Challenge Walchsee im September konnte man sehen, dass die Richtung nach Kona passt und er auf dem Weg zur Top-Form ist. Für uns ist Andreas Raelert der Herausforderer Nr. 1.

Chris Mc Cormack (AUS) *****

Der zweifache Hawaii-Champion hat sich nach seiner missglückten Rückkehr auf die Kurzdistanz und der gescheiterten Olympia-Qualifikation entschieden, es noch einmal auf Hawaii zu versuchen. Er ist eine der großen Unbekannten in der Rechnung um den Sieg. Auf Ergebnisse war „Macca“ in diesem Jahr genau so wenig angewiesen wie sein Landsmann Craig Alexander. Als Sieger 2010 musste er lediglich einen IRONMAN finishen, was er im Juni in Cairns mit angezogener Handbremse erledigte. Danach konnte er noch den ITU-Langdistanz-Weltmeistertitel für sich verbuchen, was zeigt, dass ihn der Ausflug auf die Kurzstrecke offenbar nicht geschadet hat. Ganz im Gegenteil – wir glauben, dass die wiedererwachte Schnelligkeit gepaart mit seiner großen Erfahrung und Abgebrühtheit eine für die Konkurrenz brandgefährliche Konstellation ist. Dass das Alter auf Hawaii keine Rolle mehr spielt, hat Craig Alexander ja bereits im letzten Jahr bewiesen.

Marino Vanhoenacker (BEL) ****

Früher hieß es einmal, Marino Vanhoenacker kann nur in Klagenfurt gewinnen. Ja, das tat er auch, und zwar sechs Mal in Folge. In Kona gab es für ihn immer wieder Ups and Downs. Seine beste Platzierung war der dritte Platz im Jahr 2010. Im letzten Jahr kam er nach seiner Fabelzeit in Klagenfurt mit großen Ambitionen nach Big Island und erntete ein DNF. Damit waren auch alle Pläne über den Haufen geworfen, denn für den Belgier ging es darum, Punkte zu sammeln. Bei den IRONMAN European Championships in Frankfurt gab es davon viele zu vergeben, es wartete aber auch große Konkurrenz. Doch der Belgier konnte beweisen, dass er überall auf der Welt gewinnen kann und gegen jeden. Sebastian Kienle und Andreas Raelert etwa mussten dies im Juli neidlos anerkennen. Vanhoenacker gehört zu den schnellsten Athleten der Welt, der in Kona leider noch nie den perfekten Tag erwischt hat. Sollte es in diesem Jahr soweit sein, ist er ganz vorne mit dabei.

Sebastian Kienle (GER) ****

Lange haben wir überlegt, drei oder 4 Sterne?. Als Rookie auf Hawaii zu gewinnen, gilt als fast unmöglich. Doch Ausnahmen bestätigen die Regel. Luc Van Lierde hat es zum Beispiel geschafft und vor gut 5 Wochen hat Kienle bei seinem Debutsieg bei der IRONMAN 70.3 in Las Vegas gezeigt, wozu er fähig ist. Auch wenn er von der Konkurrenz nun kritisch beäugt wird, ändert sich nichts an der Situation, dass er der wahrscheinlich stärkste Radfahrer im Feld ist. Wenn er beim Schwimmen nicht zu viel Rückstand aufweist und schnell Anschluss zur Spitze findet, wird er das Rennen für alle Favoriten schwer und hart machen.

Michael Raelert (GER) ****

Die Hawaii-Premiere des Rostockers und jüngeren der Raelert-Brüder war eigentlich schon für das letzte Jahr geplant. Eine hartnäckige Verletzung verhinderte dies aber schon vorzeitig. Bei seinem Debut beim IRONMAN Regensburg lieferte er mit Platz 2 einen grundsoliden, aber noch nicht atemberaubenden Einstand. Sein einziges Manko dürfte die fehlende Langdistanz-Erfahrung sein, die körperliche Verfassung für einen Sieg dürfte er auf alle Fälle haben. Sein großer Trumph – sein Bruder und Trainer Andreas Raelert – die beiden im selben Rennen geben Raum für taktische Finessen.

Pete Jacobs (AUS) ***

Der Australier, der viel zu oft im Schatten seiner berühmten Landsmänner stand, sorgte im letzten Jahr in Kona für die große Sensation, als er Andreas Raelert nach langem Kampf noch Platz 2 abringen konnte. Die Leistungskurve des 31-jährigen zeigt stetig nach oben, immerhin hat er bereits 3 Top-Ten-Platzierungen auf Hawaii zu verbuchen. In diesem Jahr war er beim IRONMAN Lake Placid Zweiter und holte sich somit locker das Ticket nach Kona. Bei ihm wird viel vom Rennverlauf abhängen, denn das Radfahren zählt nicht zu seinen Stärken. Wenn er die Gruppe der Favoriten am Rad einigermaßen halten kann, ist vieles möglich.

Dirk Bockel (LUX) ***

Der 36-jährige ehemalige Kurzdistanz-Spezialist ist im letzten Jahr auf der Langdistanz „angekommen“. Mit Platz 4 in Kona und seinem Sieg beim IRONMAN Regensburg in diesem Jahr ist er ein Kandidat für eine Podiumsplatzierung.

Andi Böcherer (GER) ***

Kein optimales Jahr erwischte Andi Böcherer im Jahr 2012. Beim IRONMAN South Africa musste er auf der Laufstrecke aufgeben und somit für die Hawaii-Quali beim IRONMAN Schweden „nachsitzen“. Dort holte er sich den Slot mit Platz 6 in der Gesamtwertung. Mit seinem Sieg beim IRONMAN 70.3 Cozumel meldete er sich aber zuletzt mit stark ansteigender Formkurve zurück. Ein Platz unter den Top-5 ist Böcherer stets zuzutrauen.

Faris Al Sultan (GER) ***

Sein Sieg im Jahr 2005 ist auch schon eine Weile her, doch untätig war der Deutsche mit Arabischen Wurzeln in den letzten Jahren auf keinen Fall. In den letzten Jahren hat er alle seine Sommer-Ironmans gewonnen und landete in Kona in den Top-10. Beim heurigen IRONMAN Austria feierte er bei Gluthitze einen ungefährdeten Sieg und wird in Kona in Bestform am Start stehen. Wir sehen ihn dieses Jahr in den Top-5.

Rasmus Henning (DEN) ***

Der ehemalige Kurzdistanzler setzte mit seinem Sieg beim Challenge Roth im Jahr 2010 in 7:52 ein großes Ausrufezeichen. Ein Ergebnis auf ähnlichem Niveau suchte man aber seitdem vergeblich. Dieses Jahr will es der Däne aber noch ein letztes Mal wissen und hat angekündigt, nach diesem Rennen seine Karriere zu beenden. Wir glauben, der laufstarke Däne ist jederzeit für eine Top-Ten-Platzierung gut, auf dem Podium sehen wir ihn aber nicht.

Timo Bracht (GER) ***

Timo Bracht ist einer der konstantesten Athleten auf Hawaii. Er ist einer der wenigen Athleten, die ein Rennen komplett nach Plan durchziehen können. Das hat Vor- und Nachteile. Der große Wurf blieb ihm in diesem Jahr verwehrt, doch vielleicht macht ihn gerade das gefährlich. Im letzten Jahr beendete er das Rennen auf Platz 5. Diese Platzierung ist ihm durchaus wieder zuzutrauen – vielleicht geht es sogar noch eine Spur besser.

Die Favoritinnen

Mirinda Carfrae (AUS) *****

Die Australierin geht als Top-Favoritin ins Rennen. Die Siegerin von 2010 trat schon damals in die Fußstapfen der „Überfliegerin“ Chrissie Wellington. Doch sie nur als Ersatz für die pausierende Britin zu bezeichnen, würde ihrer Fähigkeiten als Athletin nicht gerecht werden. Speziell in der Abschlussdisziplin ist sie eine Klasse für sich und lief im letzten Jahr den Marathon sogar schneller als Wellington. Nach Platz 2 im Vorjahr ist sie unser Nr. 1-Tipp für den Sieg.

Caroline Steffen (SUI) ****

Was Carfrae beim Laufen ist, das ist die Schweizerin auf dem Rad. In den letzten Jahren konnte ihr niemand in der zweiten Disziplin das Wasser reichen. Auch in Kona hat sie das Rennen schon geprägt, konnte das Rennen aber nie über die Laufstrecke bringen. Inzwischen scheint sie aber als Athletin deutlich gereift und hat in letzten Rennen auch beim Laufen konstante Leistungen gezeigt. An einem perfekten Tag ist sie immer für den Sieg gut.

Rachel Joyce (GBR) ****

Die Britin gilt als sehr ausgeglichene Athletin ohne wirkliche Schwächen. Im letzten Jahr konnte sie sich in Kona Platz 4 sichern. Heuer steht ein 2. Platz beim IRONMAN Melbourne und der Sieg beim Challenge Roth auf ihrer Erfolgsliste. Die Formkurve der 34-jährigen Britin zeigte in den letzten zwei Jahren konstant nach oben, was sie zu einer heißen Anwärterin auf die Nachfolge ihrer erfolgreichen Landsfrau macht.

Leanda Cave (GBR) ****

Die frischgebackene IRONMAN 70.3-Weltmeisterin konnte sich im letzten Jahr in Kona einen Podiumsplatz sichern. Bereits im Herbst darauf legte sie nach und sicherte sich mit ihrem Siegen beim IRONMAN Arizona und beim IRONMAN 70.3 Miami sehr früh die Qualifikation. So konnte sie ihren gesamten Fokus auf Hawaii legen. Auch sie steht weit oben auf der Favoritenliste.

Mary Beth Ellis (USA) ****

Bei der 35-jährigen Amerikanerin kann man eine wage Parallele zu Chrissie Wellington ziehen. Warum? Wo sie antritt, geht es für die anderen meist um Platz 2. Eine der wenigen Ausnahmen war Kona 2011. Bei ihrem Debut lief es für sie nicht nach Plan. Doch 2012 ist ein neues Jahr und wenn sie ein für sich optimales Rennen erwischt, wird sie ein gewichtiges Wort um den Sieg mitreden können.

Die Deutschen Hoffnungen

Sonja Tajsich 

Mit  Platz 7 sorgten Sonja Tajsich im letzten Jahr für das beste Resultat aus deutscher Sicht. Auch in dieser Saison dürfte sie wieder in Bestform am Start stehen. Einige Top-Platzierungen bei hochkarätigen Rennen zeigen, dass sie sogar Außenseiterchancen auf das Podium hat.

Kristin Möller

Im Jahr 2011 ging der Stern der ehemaligen Cross-Läuferin im Triathlonsport auf. Mit zwei IRONMAN-Siegen und fabelhaften Laufleistungen setzte sie bereits im letzten Jahr ein großes Ausrufezeichen. Auch wenn dieses Kunststück im heurigen Jahr bisher nicht gelang, darf man gespannt auf ihr Hawaii-Debut blicken.

Anja Beranek

Still und heimlich hat sich Anja Beranek zu den ganz Großen unseres Sports hochgearbeitet. Oft zu Unrecht unter dem Radar der Fachwelt, hat sie in den letzten beiden Jahren gezeigt, dass sie große Rennen gewinnen kann. Mit ihrem Sieg beim IRONMAN 70.3 Wiesbaden und Platz 2 in Frankfurt wird auf sie bei ihrem Hawaii-Debut zu achten sein.

 

 

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