Michael Weiss schrieb bei den Ironman World Championships auf Hawaii österreichische Triathlongeschichte. Zum ersten Mal lag ein Österreicher während des Bewerbs in Führung. Weiss prägt bei der Weltpremiere seiner neuen Zeitfahrmaschine den 180 km langen Bike-Split – die spektakuläre Aufholjagd wurde aber nicht belohnt. „Ich habe alles gegeben, viel gelernt und werde stärker zurückkommen!“
Dieses Rennen wird Michael Weiss nie vergessen – auch wenn es am Ende nicht das erwartete Ergebnis wurde. Aber der Gumpoldskirchner drückte dem Ironman Hawaii über weites Strecken seinen Stempel auf. Schon beim Schwimmen konnte Österreichs erfolgreichster Triathlon-Profi überraschen: in 54:03 Minuten absolvierte er die 3,8 Schwimmkilometer im 26 Grad warmen Pazifik – persönliche Hawaii-Bestzeit.
„Ich habe das gesteigerte Schwimmtraining vom ersten Zug an gemerkt, bin wie geplant in die Gruppe um Aernouts und Schildknecht gekommen. Die Richtung stimmt auch im Schwimmen“, so Weiss, der mit sechs Minuten Rückstand auf die Spitzengruppe um Titelverteidiger Jan Frodeno aus dem Wasser kam.
Auf dem Rad blies Weiss einmal mehr zur traditionellen Aufholjagd auf den 180 Kilometern. Innerhalb kürzester Zeit schloss der dreifache Ironman-Champion auf die Gruppe um Mitfavorit Sebastian Kienle auf. „Ich konnte selbst nicht glauben, wie schnell ich die Lücke zugefahren bin, aber ich hatte das Gefühl, ich fliege“, verschmolzen Athlet und das futuristisch anmutende Diamondback Andean, das in Kona seine Weltpremiere feierte, zu einer Einheit.
Nach rund 80 Kilometern ging der Weiss-Express erstmals in Führung – als erster Österreicher in der fast 40-jährigen Geschichte des Rennens. „Das war eine einzigartige Erfahrung, ein völlig neues Gefühl, beim größten Triathlon-Rennen der Welt der Gejagte zu sein. Aber es hat auch meine Taktik komplett durcheinander gebracht, weil ich überhaupt nicht damit gerechnet habe“, durchlebte Weiss ein Wechselbad der Gefühle – ohne Happy-End.
„Ich bin sehr lange vorne gefahren, habe auch versucht wegzukommen, aber nach 135 Kilometern ist leider der Mann mit dem Hammer gekommen“, ging der Poker nicht auf. „Vielleicht hätte ich ein bisschen geduldiger sein müssen, aber ohne Risiko gewinnst du auf Hawaii keinen Blumentopf.“ Nach 4:25:51 Stunden stellte Weiss sein Diamondback in der Wechselzone ab – mit der drittschnellsten Radzeit des Tages.
Der abschließende Marathon war ein Kampf ums Überleben – und gegen die Naturgewalten im Urlaubsparadies. „Ich war total leer und mehrere Male kurz davor, dass ich aussteige. Aber ich habe es durchgezogen, weil jede Aufgabe noch viel mehr weh tut.“ Nach 8:49:54 Stunden lief Weiss unter frenetischem Jubel der tausenden Fans über die Ziellinie – Platz 32. „Vom Ergebnis habe ich mir sicher mehr erwartet, aber das ist der Sport. Aus den Niederlagen lernt man am meisten, deshalb bin ich überzeugt, dass ich nächstes Jahr stärker und ein bisschen schlauer zurückkomme“, ist der Blick bereits in die Zukunft gerichtet. Und die bringt bereits in zwei Wochen den nächsten WM-Einsatz: am 23. Oktober startet der Ex-Weltmeister bei den XTERRA World Championships auf Maui.