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@IRONMAN – was wird aus den Profis?

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Covid-19 bringt die ganze Welt aus dem Tritt. Und doch dreht sie sich weiter – sie muss. Auch den Triathlon-Branchenprimus IRONMAN trifft die Krise hart, mitunter sogar am Härtesten. Doch gerade in dieser Zeit hätte man womöglich eine Chance, sich neu zu orientieren. Ein Kommentar von triaguide-Herausgeber Andreas Wünscher

IRONMAN ist eine Marke – IRONMAN ist ein Lifestyle, der IRONMAN auf Hawaii ein Mythos. Ende der Siebzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts geboren, lebt dieser seit mehr als 40 Jahren und fasziniert Sportfans rund um die Welt. Die frühen Tage eines Mark Allen, eines Dave Scott, die erste Generation der deutschen „Radmonster“ Hellriegel, Stadler, Zäck, Leder, Al-Sultan und wie sie alle heißen. Die Dominanz der Australier und letztlich die Herren Kienle, Lange und Frodeno, die diesen Sport noch einmal auf ein neus Level gehoben haben – sie alle sind der Grund, warum ich und viele von uns diesen Sport lieben und leben.

IRONMAN – was passiert mit euren Helden?

Nun hat sich das gut geölte Triebwerk des Triathlonsports mit Sand verfangen – und niemand trägt daran natürlich Schuld. Eine weltweite Pandemie legt Großveranstaltungen, wie wir sie kennen, zumindest für dieses, möglicherweise auch für nächstes Jahr lahm. Das, wofür IRONMAN auch steht, nämlich das „gemeinsame“ Rennen von Altersklassenathleten und Profis zu ermöglichen, scheint im Moment in weiter Ferne.

Der Triathlonsport steht aber nicht alleine da. Praktisch alle bedeutsamen Sportarten müssen ihre Denkweise und ihr Businessmodell an die aktuelle Situation anpassen. Niemand sieht gerne Fußballspiele in einem Stadion, das für 80.000 Personen gebaut ist, aber leere Plätze aufweist. Aber man spielt. Weil die Show weitergehen muss – weil Sponsoren dort, wo es möglich ist, präsentiert werden wollen – weil es TV-Verträge gibt und weil die Menschen ihrem Beruf nachgehen wollen und sollen.

Ja, auch der Triathlonsport ist ein Beruf. Es ist wohl nur eine vielleicht niedrig dreistellige Zahl an Sportlern, die mit dem Triathlonsport wirklich ihr Auskommen finden, aber es gibt sie. Das sind Profiathleten, die 365 Tage im Jahr ihren Sport leben und die wie jeder andere Sportler auch ihre Bühne brauchen.

Als Patrick Lange am Anfang dieser Pandemie die Idee eines reinen Profi-Rennens auf Hawaii ins Spiel gebracht hat, bekam er zum Teil empörte Reaktionen – doch ich frage mich – warum?

Die Chance, als Profisport wahrgenommen zu werden

IRONMAN hat in den letzten Jahren einen großen Schritt in Richtung Professionalisierung des Sports gemacht. Gut funktionierende Live-Übertragungen mit dem weltgrößten Social Network Facebook und im Laufe der Jahre stetig verbesserte Live-Übertragungen aus Kona, die um die ganze Welt gingen. Auch im Bereich der Media-Rechte für die Nutzung von Video-Material wurde man restriktiver. Was uns als kleinem Medium das Leben und unsere Arbeit zwar erschwert war, im Hinblick auf die Professionalisierung allerdings ein verständlicher Schritt war.

Die Entscheidung, die IRONMAN World Championship, die auf Februar 2021 verschoben wurden, ersatzlos abzusagen, ist im Hinblick auf die anhaltende Pandemie ein verständlicher Schritt. Unvorstellbar ist es im Moment, 3.000 Athleten aus aller Welt auf die kleine Pazifikinsel zu pferchen. Doch wie wäre es mit 150 Athleten?

Warum kein Profi-Rennen auf Hawaii?

Wie zuvor bereits erwähnt, schaffen es beinahe alle Sportarten, das, was möglich ist, umzusetzen. Auch auf die Gefahr hin, damit kein Geld zu verdienen. Fußballspiele finden ohne Publikum statt, die US Open sollen ohne Zuseher stattfinden, die Formel 1 fährt im Kreis, ohne dass Zuschauer dabei sind. Gerade bei Letzterem fällt das nicht einmal auf. Alle großen Sportligen der Welt haben ihre Arbeit wieder aufgenommen – nur der Triathlon steckt seinen Kopf in den Sand.

Ich bin gegen Denkverbote – es mag durchaus Argumente dagegen geben, vielleicht überzeugen mich diese ja sogar. Doch für 120-150 Profisportler geht es ums Überleben. Doch nicht nur für sie. Auch IRONMAN fehlt die Gelegenheit, ihre Sponsoren zu präsentieren. Die Presseaussendung des gefühlt 121. IRONMAN Virtual Races, es tut uns leid, wir öffnen sie nicht einmal mehr.

Was würde dagegen sprechen – in diesem Jahr (Oktober, November oder im Februar 2021) ein Feld von, sagen wir mal 150 Athletinnen und Athleten (75/75) nach einem strengen Sicherheitskonzept mit Testungen und einem Quarantäne-Konzept nach Kona zu bringen, um dort eine WM-Entscheidung ins Wohnzimmer der Menschen zu bringen? Die Athleten wären dankbar, ein Ziel zu haben, die Anreisekosten würden sie, wie in den Jahrzehnten zuvor, ohnehin aus eigener Tasche bezahlen. Nicht einmal ein reduziertes Preisgeld würde die Profis davon abhalten, ohne Bedenkzeit „Ja“ zu sagen.

Eine weltweite Übertragung würde die Helden dieses Sports „am Leben“ erhalten, die Geschichten, die Spannung und die Faszination. Es würde die Menschen vor den Bildschirmen fesseln, sie dazu bringen, dort auch einmal hin zu wollen. Hätte ich Normann Stadler 2006 nicht auf Kona im Fernsehen gesehen, hätte mich das damals nicht so beeindruckt – ich wäre wohl nie im Triathlonsport gelandet.

Der Mensch vergisst schnell – gerade in Zeiten, wo nach und nach andere Dinge in den Vordergrund rücken. Wenn die Helden vom Bildschirm verschwinden, wenn die neuen Räder nur noch in Pressemitteilungen zu finden sind und wir uns an Zwift und Rouvy satt gesehen haben, dann haben wir als Sport ein Zukunftsproblem.

Wir haben vor kurzem mit einem Mini-Team und Mini-Budget geschafft, Mitte Juli ein interessantes Jagdrennen mit internationalen Stars auf die Beine zu stellen und daraus eine weltweite Medienreichweite zu generieren. IRONMAN, der weltweite Big Player, kann dass allemal.

Wenn sie es nicht schaffen, werden es vielleicht andere machen – die PTO hat möglicherweise bereits Ideen – just sayin‘

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