Im Prinzip hatte ich den 3fachen nicht mehr in Planung. Als mir aber zu Ohren kam, dass in der Nähe meiner Heimat der 1. Triple Ultra Triathlon Rogner Bad Blumau über die Bühne gehen sollte, war mir sofort klar: ohne mich darf das keinesfalls stattfinden. Da das Ganze auch einen karitativen Zweck erfüllen sollte, startete ich auch diesmal als Bewegungsbotschafter für die Krebshilfe Steiermark
Am 1. Oktober 2015 begann ich mit dem Training, insgesamt 643 h und 9 min, davon 171 h 36 min am Ergo bzw. Spinning-Rad. Im Fitnessstudio haben mich die Leute teilweise schon recht komisch angeschaut. Auf der Straße fuhr ich dagegen nur 159 Stunden. Die Kraft holte ich mir beim Berggehen (Schöckl) – 78 h 41 min und an den Geräten – 39h 25 min. 98h 34 min schwimmen, 30h 52 min Lauftraining sowie 65 h Gymnastik, inkl. Pilates rundeten das Ganze ab.
Am 8. Juli 2016, Punkt 7 Uhr war es soweit. 11,4 km – 456 Längen im auf 23 Grad abgekühlten 25 Meter Becken waren zu absolvieren. Anfangs ging es sehr zäh dahin. Ich weiß, dass ich ein eher schlechter Schwimmer bin, aber so schlecht habe ich mir den Beginn auch nicht vorgestellt. Gefühlsmäßig wurde ich von meinen Mitschwimmern (wir waren jeweils 5 in einer Bahn) nach jeder 2. oder 3. Runde überschwommen. Doch je länger der Bewerb dauerte, desto besser kam ich ins Schwimmen, die Überholungen wurden weniger. Ich hatte mir die Strecke in 6 Teilstücke (5 x2km, 1 x 1,4 km eingeteilt) dadurch war es für mich mental einfacher. Zwischendurch legte ich einige Verpflegungspausen ein. Ich ernährte mich während des gesamten Wettkampfes fast ausschließlich flüssig (je Flasche 1 El Natural Power Iso Fit, 3 Esslöffel Kohlehydrate/ Power Plex von Natural Power, sowie eine Prise Salz) um den Magen nicht zu belasten. Da ich im Rundenzählen besser als im Schwimmen bin, habe ich die Längen natürlich mitgezählt. Zu meinem Glück lag ich knapp daneben – als ich dachte noch 150 Meter vor mir zu haben bekam ich die Tafel „left 100 m“ gezeigt. Mit der für mich recht guten Schwimmzeit von 4h 53 min 16 sec stieg ich als Drittletzter aus dem Wasser. Gefühlsmäßig hätte ich noch einige Stunden weiterschwimmen können.
Nach dem Ausstieg noch schnell zum Fotoshooting mit Christian Scherer von der Krebshilfe und Christina Rexeis vom Hauptsponsor Gebrüder Weiss und ab ging es in die Wechselzone.
Vielen Dank an die Firma Gebrüder Weiss für die Unterstützung der Krebshilfe-Aktion
Nach einer Wechselzeit von 16 min 51 sec (bei kürzeren Distanzen undenkbar) begab ich mich auf die Radstrecke. 146 Runden a 3,7 km (insgesamt 540 km) waren die Vorgabe. Die Strecke war, trotz der Kürze, doch recht abwechslungsreich. Es gab auch 2 kleinere Steigungen (im Training hätte ich diese wahrscheinlich gar nicht registriert). Das hatte aber auch den Vorteil dass es pro Runde auch zweimal leicht bergab ging. Geistig teilte ich die Strecke in 5 Abschnitte (4 x 30, 1 x 26 Runden) auf. Anfangs zählte ich neben den absolvierten Runden auch noch die Zahl derer, die ich überholte bzw. wie oft ich überholt wurde mit. Die Bilanz war immer positiv. Das Radfahren machte so richtig Spaß. Nach etwas mehr als 200 km legte ich eine kurze Pause ein, um meine rechte Fußsohle, die schon sehr schmerzte behandeln zu lassen. Meine Betreuer, Gattin Heidi und Sohn Andreas leisteten hervorragende Arbeit, die Verpflegungsannahme funktionierte optimal. Während dieser kurzen Pause nahm ich etwas Salzgebäck zu mir. Zudem trank ich eine Dose alkoholfreies Bier sowie eine Dose eines stark koffeinhaltigen Getränks. Diese Kombination hatte es in sich, die nächsten 15 Runden fuhr ich wie ein Moped. Nach 360 km schaute ich nach der Zeit, ich konnte es kaum glauben – knapp über 13 Stunden war ich erst am Rad. Beim Double-Triathlon 2013 in Neulengbach hatte ich für diese Strecke eine ganze Stunde länger gebraucht. In der Nacht gab es zwischendurch einige kleinere Probleme mit dem Licht, sowie 2 kurze Schreckmomente (einmal lief mir eine Katze, einmal ein Igel über die Straße). Da ich wusste dass ich die Laufstrecke auf Grund meiner erst ausgeheilten Hüftverletzung gehend absolvieren würde ging ich am Rad ziemlich an meine Grenzen. Die letzten 140 km wurden auch recht zäh, die kurzen Steigungen fuhr ich oft schon mit einer Übersetzung mit der ich normalerweise nur Berge hochfahre. Mit einer Zeit von 21h 12 min (Nettozeit laut Tacho: 20h 23 min) stieg ich an der sensationellen 9. Stelle des Klassements ab – bzw. hoben sie mich vom Rad.
In der Zwischenzeit war auch meine Physiotherapeutin Maria Kormann eingetroffen. Dazu sei folgendes gesagt: Am 20.1. kam ich zum ersten Mal zur Therapie bei Frau Prof. Kormann. Ich bekam sofort Laufverbot. Durch Fehlbelastungen lag mein ganzes Gewicht beim Gehen und Laufen am linken Fuß, außerdem war ich komplett instabil. Durch zahlreiche therapeutische Sitzungen brachte mich Maria soweit ins Gleichgewicht dass ich wieder normal gehen konnte und auch wieder einige 10 km Läufe bestreiten konnte. Auch meine Masseurin Karin Werlberger trug wesentlich zur Verbesserung bei. Da ich kaum Lauftraining in den Beinen hatte, war für mich von Anfang an klar dass ich die 126,6 km gehend bestreiten würde.
Ursprünglich hatte ich vor, nach dem Radfahren gleich einmal 2 bis 3 Runden zu gehen um danach eine Schlafpause einzulegen. Keine gute Idee – mein Rücken und auch die Beine waren total verspannt.
Meine Betreuer hatten in der Zwischenzeit etwas Tolles für mich vorbereitet – Undopathie, eine komplett neue Methode – man legt sich auf ein Bett und wird per sanften Schwingungen durchmassiert. Zusätzlich noch manuelle Massagen durch Maria und die längst fällige Schlafpause (meine Betreuer meinten es wäre 1 Stunde gewesen, tatsächlich war es wohl etwas weniger). Die ganze Pause dauert jedenfalls 2 h 5 min – keine optimale Wechselzeit. Die Undopathie wird im Moment exklusiv im Rogner Bad Blumau angeboten – was für ein Glück, dass der Bewerb ausgerechnet dort stattfand.
Frohen Mutes wagte ich mich auf die Lauf(Geh)strecke. Eine Pendelstrecke von der Therme zum Sportplatz, 3,17 km lang, unbefestigt und auch mit kurzen Steigungen sollte 40 mal absolviert werden. Von der 1. Minute an begleiteten mich immer Betreuer bzw. Freunde. Eine große Anzahl von Fans und Freunden (einige kamen sogar aus Wien) war gekommen um mich anzufeuern, es machte mir immer wieder große Freude, wenn neue Freunde auftauchten um mich zu unterstützen. Da die Strecke für mich Neuland war, kam die Wende auf der 1. Runde früher als ich erwartet hatte. Beim Zurückgehen haben wir vor lauter Tratschen eine Abzweigung übersehen und standen auf einmal vor einer Bundesstraße. Sch… – falsch. Es wäre ein leichtes gewesen querfeldein zur richtigen Strecke zu gelangen. Wer mich kennt weiß natürlich dass so etwas für mich absolut nicht geht. Den Weg zurück und dort wo wir falsch gegangen sind wieder auf den richtigen Weg. Runde um Runde wurde jetzt gehend heruntergespult, unterwegs wurde ich von vielen Leuten angefeuert, mit den Mitgehern wurde oft gescherzt, manches Mal wollte ich auch nichts hören und nur wie in Trance dahingehen. Meine Freunde vom RC Luis, im Zeltlager an der Strecke ließen mir einmal ein kleines Puntigamer zukommen – hat sehr gut geschmeckt (mein Betreuer Andreas sollte es nicht wissen aber Betreuerin Maria hat es erlaubt).
Mittlerweile war es Nacht geworden und die Schmerzen begannen. Eigenartigerweise schmerzten nicht die Beine, sondern Schultern und Hände. Das führte dazu dass ich die Hände kaum noch heben konnte und daher den Personen die mich unterwegs anfeuerten nicht mehr zuwinken konnte. Hoffentlich hat mir das niemand als Unfreundlichkeit ausgelegt. 17 Runden waren vergangen, ich brauchte eine Pause – aber wie sage ich es meinen Betreuern? Es wurde ausgehandelt dass ich massiert werde und anschließend 20 Minuten schlafen darf. Leider konnte ich nicht einschlafen, als Andreas und Maria in den Raum kamen lag ich mit offenen Augen am Massagebett. Der neue Plan hieß 90 min schlafen. Das funktionierte gut, ich habe geträumt und wachte kurz bevor die Betreuer zu mir kamen von selbst auf. Doch was kam dann? Die beiden rieben meinen ganzen Körper mit Eiswürfeln ein. Und das um 1 Uhr in der Früh. Und dann raus – und siehe da – ich hatte das Gefühl jemand hat meinen Körper ausgetauscht. Flotten Schrittes ging es dahin, Runde um Runde. Inzwischen hatte sich auch meine Masseurin Karin Werlberger dem Betreuerteam angeschlossen, sie begleitete mich auf vielen Runden. Das Zeitgefühl ging mir dabei total verloren. Als ich unterwegs Kirchenglocken hörte fragte ich Karin ob es jetzt 12 Uhr mittags sei. Die Antwort lautete: 7 Uhr früh. Nach der Schlaf- und Eisabreibungspause ging ich 13 Runden (eine ganze Marathondistanz) durch.
Gegen Ende der 30. Runde begann sich wieder zunehmend Müdigkeit auszubreiten, ein neues Problem tauchte auf: Meine Hände waren bedenklich angeschwollen, ich konnte die Finger kaum bewegen. Eine neuerliche kurze Pause musste her.
Ich habe während des ganzen Rennens kein einziges Mal ans Aufgeben gedacht. Meine einzige Sorge war dass ich die Karenzzeit von 60 Stunden nicht schaffen könnte.
Also nochmals Massage und Undopathie, danach noch 30 Minuten Schlaf. Die 10 letzten Runden waren sehr mühsam, da es doch recht heiß wurde und Teile der Strecke komplett in der Sonne liegen. Ein Kopftuch und ein Strohhut schafften etwas Abhilfe. Einige meiner Mitstreiter gingen auch mit Sonnenschirm, das wollte ich mir aber doch nicht antun. Einmal bekam ich unterwegs von meinen Trumer Freunden, die gerade beim Frühstück waren einen Teller Speck mit Eierspeiß – hat sehr gut geschmeckt. Gegen Schluss hin (wir waren uns mittlerweile klar dass es sich mit der Zeit super ausgehen wird) wurde aus dem Gehen immer mehr ein Wackeln. Eigenartigerweise sank ich immer mehr auf der linken (gesunden) Seite ein. 2 Runden vor Schluss erlaubte ich mir noch einen Spaß – ich ließ den Moderator durchsagen ich würde noch eine Zusatzrunde einlegen falls jemand 1000,- Euro für die Krebshilfe spenden würde. „Glücklicherweise“ hat das niemand getan. Zu Beginn der Schlussrunde bekam ich die österreichische Fahne in die Hand gedrückt und der Triumphzug konnte beginnen. Alle meine noch anwesenden Freunde begleiteten mich, bei meinen Trumer Freunden legten wir noch eine Bierpause ein.
Endlich war es soweit – zu den Klängen von Paolas Blue Bayou (diese Lied hatte ich mir ausdrücklich gewünscht) überquerte ich zusammen mit meiner Frau, meinen Söhnen, Betreuern und Freunden die Ziellinie. Ein Traum war wahr geworden. Diese Momente waren derart emotional dass ich beim Schreiben dieser Zeilen noch immer eine Gänsehaut bekomme. Die Zeit vom 58h 19 min 25 sec und der 21. Gesamtrang waren Nebensache. Jeder, der dieses Rennen beenden konnte ist ein Sieger.
Ich bedanke mich bei Gerald Zettl und seinem Team für diese hervorragend organisierte Veranstaltung, hoffentlich gibt es eine Wiederholung.
Weiters bedanke ich mich bei den Firmen Gebrüder Weiss, WSA, Train Perfect, Kachelöfen Buchegger, Reifen Weichberger sowie bei allen, die meine Aktion über „I believe in You“ unterstützt haben und bei Ralf Pichler (Natural Power) für die Unterstützung – bei meinen Betreuern (Heidi-die liebste Ehefrau der Welt, Maria, Karin und Andreas) sowie bei allen Freunden und Fans die mich unterwegs angefeuert haben.
Nach dem Rennen hatte ich eigentlich keine größeren Probleme – der Popsch war etwas lädiert, ärger war es mit den Fußsohlen, hier gab es einige größere Blasen und Einrisse. Mittlerweile sind die auch schon wieder ausgeheilt. In nächster Zeit stehen keine Wettkämpfe am Programm, trotzdem beginne ich langsam wieder zu trainieren um den Körper in Schuss zu bringen. Die Pause gibt mir auch Zeit, intensiv an meinem Buch zu arbeiten, welches am 1. Februar 2017, am Tag meines 65. Geburtstags, erscheinen wird.
Johann „Hans“ Wünscher beweist, dass das Älterwerden kein Grund ist, sportlichen Höchstleistungen abzuschwören. Im Gegenteil – man hat das Gefühl, je älter er wird, desto stärker wird er. Seit mehr als 6 Jahren begleiten wir nun schon seine Aktivitäten und freuen uns immer wieder, von seinen Abenteuern zu lesen.