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Liebe Politik – wir fühlen uns verarscht

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Kommentar zur aktuellen Veranstaltungslage

Kommentare sind im Journalismus immer subjektiv, oft geprägt von eigener Meinung und Empfinden, manchmal auch geleitet von Emotion. Dieser Post des Herausgebers Andreas Wünscher versucht, so gut wie möglich, sachlich zu bleiben, was einem angesichts der aktuellen Situation äußerst schwer fällt.

Seit Wochen drehen sich Sport und Kultur im Kreis und bangen angesichts der besorgniserregenden Situation in Zusammenhang mit dem Covid-19-Virus um deren Existenz.

Bis spät in die Nacht sitzen Verantwortliche in Arbeitsgruppen zusammen, um Konzepte zu erarbeiten, wie zumindest kleine und mittlere Veranstaltungen sicher und erfolgreich durchgeführt werden können. Im Triathlon bedeutet dies Einzelstarts, Abstände bei Überholvorgängen, vergrößerte Wechselzonen, Hygienekonzepte uvm.

Die österreichische Bundesregierung hingegen lockert die Bedingungen im Alltagsleben, die (in seinem Sinn diskutierbare) Maskenpflicht entfällt mit 15. Juni, das Alltagsleben steuert unaufhaltsam Richtung Normalbetrieb weiter, sogar die Grenzen zu unseren Nachbarländern werden wieder geöffnet. Von Sicherheitskonzepten ist in unserem Alltagsleben keine Spur mehr.

Das einzige, das den Virus in seiner vollen Wucht und mit Sicherheit wieder ausbreiten lassen dürfte, sind Sportveranstaltungen, nämlich Outdoor-Sportveranstaltungen mit mindestens 101 Teilnehmern. Sie sind offensichtlich mit Sicherheit verantwortlich für den Wiederausbruch der Pandemie und werden unser Gesundheitssystem in den Abgrund stürzen. Zumindest ist es so, wenn man die aktuelle Auslegung des momentan gültigen Gesetzestextes liest.

Das unten vom IRONMAN Austria-Mitgründer Helge Lorenz auf Facebook veröffentliche Statement trifft den Nagel für mich zu 100 Prozent auf den Kopf. Ich möchte gar nicht in Worte fassen, was in meinem Kopf vorgeht, wenn ich dieses Bild sehe. Eine genehmigte (!!) Demonstration mit 50.000 (!!) Teilnehmern. Während wir für unsere Sportveranstaltung für eine straßenpolizeiliche Genehmigung Monate zuvor ansuchen müssen, werden hier Spontankundgebungen binnen weniger Stunden Tür und Tor geöffnet?

Wo ist hier das Sicherheits- und Hygienekonzept? Wo ist der Babyelefant, der seit Monaten in jedem Geschäft herumstehen soll? Sollten die Infektionszahlen in Wien in 10-14 Tagen in ungeahnte Höhen schnellen und einen erneuten Shutdown verursachen, dann wissen wir, bei wem wir uns bedanken müssen. Sollte eine Aktion wie diese aber keinen nennenswerten Einfluss auf die Infektionszahlen haben, brauchen wir über Auflagen bei Outdoor-Veranstaltungen nicht mehr zu diskutieren.

Ich möchte hier weder den Zweck der Demo noch das Recht auf Demonstration in Frage stellen, doch in Zeiten wie diesen, wo gerade unsere Bundeshauptstadt mit vergleichsweise hohen Infektionszahlen zu kämpfen hat, eine derartige Veranstaltung zu genehmigen, ist einfach ein Wahnsinn.

Jeder Sport- und Kulturschaffende muss sich bei diesen Bildern ins Gesicht getreten fühlen.

Nach wie vor zweifle ich die Wichtigkeit von Sicherheits- und Hygienekonzepten auch bei Sportveranstaltungen nicht an. Was die Veranstalter und die bescheidgebenden Behörden allerdings brauchen, sind klare und der Realität entsprechende Vorgaben, um den Veranstaltern ebenfalls ihr Recht, nämlich das Recht auf Ausübung ihres Berufs, zukommen zu lassen!

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