„Ich habe einen Traum!“ Als ehemaliger Triathlet kommt mir dieser Slogan sehr bekannt vor. Auch damals „hatte ich einen Traum“ – einmal einen Ironman zu finishen. Als dieser Traum wahr wurde, war der nächste Traum einmal einen Ironman unter 10h zu finishen, war auch das geschafft, war der nächste Traum, einmal zur Ironman 70.3 WM zu fahren. Als alle meine Träume im Triathlon ausgeträumt waren, und ich einfach nicht mehr bereit war so viel zu trainieren und Kilometer und Stunden zu fressen, war für mich der Traum Triathlon zu Ende. Wenn man aber jahrelang in meinem Fall nun schon seit 16 Jahren durchgehend Sport macht, kann man auch nicht ohne sein. Jedoch anders. Für mich stand Sport nach Lust und Laune ohne Trainingsplan im Vordergrund, und ich habe nicht wenig gestaunt, als meine Form auch ohne 20-25 Stunden Training pro Woche auf einem guten Niveau blieb. Ich trainierte bewusster, und hörte auf meinen Kopf und Körper. Aber wie gesagt, wenn man so lange Wettkampfsport betrieben hat, auf einmal ganz ohne, das funktioniert nicht. Deshalb hab ich mich kurzer Hand nach dem Ende meiner Triathlonkarriere für den Ötztaler Radmarathon angemeldet. Wenn schon denn schon. Als ehemaliger Ironman liebt man ja martialische Fakten, und diese sind neben dem Slogan „Ich habe einen Traum“ mit 238 Kilometer, 5500 Höhenmeter und vier Alpenpässen nicht ohne. So war ich einer von 20000 bei der Verlosung um 3500 Startplätzen und bekam glücklicherweise auch einen. Ich dachte mir, ich laufe nach 180km am Rad auch noch einen Marathon, also was soll „nur“ radfahren schon sein. Schon beim Start in Sölden bekam man die einzigartige Atmosphäre dieses Traumes mit. Wenn um 6:45 Uhr morgens, und halber Finsternis, unter dem Kanonenschuss der Tiroler Schützen der Startschuss erfolgt. Das Rennen verlief ganz passabel, jedoch am letzten Passe, dem berühmten Timmelsjoch (27km und 1800 Höhenmeter) zogen dunkle Gewitterwolken, Sturm, Regen, Hagel, und auch Graupelschauer auf, was auf der Passhöhe in 2500 Metern Seehöhe eher weniger lustig ist. Vor allem die darauf folgende steile 30km Abfahrt. Als ich dann mit einer Zeit von 9h04min in Sölden ankam, schwor ich mir, ich komme wieder und will diesen Traum auch genießen.
Ein paar Jahre später ist es nun wieder so weit. Auch in den letzten Jahren habe ich nur nach Lust und Laune ohne viel Ambitionen trainiert. Mal dies, mal jenes, usw. Hin und wieder an irgendeinem außergewöhnlichen Rennen teilgenommen, und heuer in Wien den Marathon in 2h59min gelaufen. In einem Gespräch mit dem triaguide-Herausgeber Andreas Wünscher kamen wir eines Tages wieder auf den Ötztaler Marathon zu sprechen und er meinte, dass eine Art Erlebnisbericht über diese Veranstaltung sicher interessant für seine Leser sein würde. Gesagt getan, es wurde um einen Presseplatz für mich angesucht, welcher uns Dank des Veranstalters auch zugestanden wurde. Der Plan war eigentlich nach dem Wien Marathon wieder mehr Rad zu fahren, um beim Ötztaler nicht zu versagen und mir den Traum wieder zu verwirklichen, und der Triathlongemeinde von einem Rennen abseits des Triathlonzirkuses berichten zu können.
Der fast geplatzte Traum
Es blieb bis heute auch fast nur bei einem Traum, überhaupt starten zu können. Ende Juni stürzte ich mit dem Rennrad, zog mir einen doppelten Ellbogenbruch zu, und konnte 6 Wochen nicht im Freien Radfahren, da alleine schon das Schalten geschweige Bremsen oder Lenken unmöglich war. Außer hin und wieder eine Stunde auf der Rolle war nichts drinnen (und das ist im Sommer in der Wohnung nicht besonders lustig). Jetzt 14 Tage vor dem Rennen, bin ich wieder soweit fit, dass ich radfahren kann. Aber da Aufgeben keine Option ist, werde ich mich trotz allen an den Start des Ötztalers stellen, und schauen was mit mentalem Willen und 1 ½ Wochen Training möglich ist. Das primäre Ziel kann nur ankommmen, bzw. die Erfüllung des Traumes sein!