Das medial hoch inszenierte „Breaking2“-Projekt des Sportartikelherstellers Nike ist gestern in Monza knapp gescheitert. Das Ziel, unter optimalen (nicht regelkonformen) Bedingungen einen Menschen einen Marathon unter 2 Stunden laufen zu lassen, konnte, wenn auch knapp, nicht erreicht werden.
Immerhin – so schnell wie der Kinianer Eliud Kipchoge ist noch kein Mensch die Marathondistanz gelaufen: In 2:00:25 Stunden absolvierte der Kenianer die 42,195-Kilometer. So schnell wie noch kein Mensch zuvor – doch die Aktion scheint die Sportwelt und die Meinungen zu spalten.
Die einen sehen es als sportliche Vision und Leistungen der Extraklasse, die andere Seite wertet es als reinen PR-Event ab. Grund der Kritik: Die Bedingungen sind nicht regelkonform. Wechselnde Tempomacher, ein Windschatten spendendes Fahrzeug, Verpflegung zu jeder Zeit möglich und ein Kurs ohne wie bei Städtemarathons üblich rhythmusbrechenden Ecken und Steigungen.
Der österreichische Leichtathletik-Trainer und Anti-Doping-Kämpfer Wilhelm Lilge etwa fand auf seiner Facebook-Seite deutliche und harte Worte: „Ein lächerliches Zirkus- und Freakshowprojekt als Dauerwerbesendung für die Dümmsten. So ist die Dopingmentalität schwer auszurotten, wenn man so etwas gutheißt. Eine Entwertung echter, ehrlicher sportlicher Leistungen, die aber natürlich bestens zu unserem „Zeitgeist“ passt“. Worte, die daraufhin für große Diskussionen sorgten.
Auch unsere Redaktion hat sich vor einigen Tagen einen Spaß erlaubt und zu dieser Thematik einen vielbeachteten Satire-Artikel veröffentlicht.
Kein Weltrekord
Auch wenn die gestrige Leistung von Kipchoge die mit Abstand schnellste Zeit war, die je auf eine Marathon-Distanz gelaufen wurde, bleibt der Marathon-Weltrekord von 2:02:57, aufgestellt von Dennis Kimmeto beim Berlin-Marathon 2014, bestehen. Kipchoge schrammte im letzten Jahr in London mit 2:03:05 selbst nur ganz knapp an der Bestmarke vorbei. Der gestrige „Show-Run“ war zwar ohne Zweifel eine fantastische sportliche Leistung, entsprach allerdings in entscheidenden Punkten nicht den Regeln des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF: Kipchoge wurde von Tempomachern unterstützt, die alle 2,4 Kilometer wechselten. Vor ihm und seinen Tempomachern fuhr ein Elektroauto mit einer riesigen Anzeigetafel, welche die Läufer vor dem Wind schützen sollte. Zudem fuhren ständig Ärzte und Mitarbeiter des Wissenschaftsteams neben den Läufern auf Fahrrädern mit.
Kipchoge spulte Kilometer um Kilometer mit beeindruckender Gleichmäßigkeit ab und schien dabei keine Miene zu verziehen. Im Ziel freute sich der 32-Jährige trotz des verpassten großen Ziels. „Die letzten zwei Runden waren wir etwas hinter dem Zeitplan. Ich hoffe, das nächste Mal klappt es“, so Kipchoge.
Unser Fazit: Wie auch immer man zu Events dieser Art stehen sollte. Es zeigt, dass es unter optimalen Bedingungen sehr wohl möglich sein kann, die 2-Stunden-Marke zu brechen. Wir sind uns auch sicher, dass dies irgendwann der Fall sein wird. Auch wenn wir uns hier noch einige Jahre gedulden müssen – richtigen Wert hat eine solche Bestzeit für uns nur unter regelkonformen Bedingungen.