Alles war genau geplant, die Formkurve zeigte steil nach oben. Es sollte ein perfekter Wettkampf werden. Doch dann kam alles anders – in Form eines Insekts. Am Donnerstag noch schnell zum Rad Fuchs, um am Wettkampfrad noch alles zu überprüfen. Mein Sohn hatte mir seine neuen XENTIS Squat 5.8 Laufräder geborgt. Anschließend noch eine Probefahrt über 20 km.
Es rollte eigentlich ganz gut, plötzlich ein Stich über dem Auge, und dann gleich noch einer. Irrsinnig schmerzhaft. Eine Wespe oder Hornisse war mit voller Wucht gegen meine Stirn geprallt, genau zwischen Brille und Helm. Nachdem ich nicht allergisch bin fuhr ich dann weiter zum Schwarzlsee um das Ganze bei einem kurzen Schwimmtraining abzukühlen. Denkste – mein Gesicht schwoll immer mehr an. Den ganzen Nachmittag habe ich Eis aufgelegt – und wirklich: am Abend ging die Schwellung zurück.
In der Nacht wachte ich auf und konnte mit dem rechten Auge nichts mehr sehen – ich sah aus wie ein Boxer, die rechte Gesichtshälfte war von der Stirn bis zum Hals dick geschwollen. Am Freitag in der Früh ging ich sofort zum Arzt. Erst wollte er mir nur eine Salbe verschreiben, als ich ihm erklärte, dass ich am nächsten Tag über die Langdistanz starte, verabreichte er mir eine Infusion.
Zum glück konnte ich mit meinem Kollegen Gerald Fürpaß mitfahren, die Anreise mit dem eigenen Auto nach Podersdorfwäre sicher problematisch gewesen. Am Freitagnachmittag absolvierten Gerald und ich noch ein lockeres 45 km Training auf der Radrunde, abends noch 1 Bier und ab ins Bett.
Am Renntag war ich besonders nervös (Trinkflaschen vergessen) und hektisch. Einchecken, einige Male auf die Toilette, einschwimmen und schon ging es los.
Auf Grund der hohen Temperaturen herrschte Neoprenverbot. Nach anfänglichen Schwierigkeiten kam ich, meinem Gefühl nach, doch einigermaßen ins schwimmen. Nach ca. 2,5 km ging es aber fast gar nicht mehr. Immer wieder musste ich stehenbleiben, außerdem habe ich sicher mindestens 2 Liter Seewasser gesoffen.
Endlich in der Wechselzone führte ich einen erbitterten Kampf mit meinem Oberteil, es wollte einfach nicht auf den nassen Oberkörper. Durch den entstandenen Stress vergas ich meine Flüssignahrung zu mir zu nehmen. Schnell noch 2 Riegel und eine Maxim-Flüssignahrung eingesteckt und los auf die Radstrecke. Der Wind kam diesmal, anders als in den vergangenen Jahren vom Land. Es dauerte wieder irrsinnig lange bis ich den ersten Langdistanz-Athleten einholen konnte. Nach ca. 70 km musste ich mich einmal übergeben (vermutlich zuviel Seewasser geschluckt). Auf Grund der großen Hitze nahm ich bei jeder Labe 2 Faschen. Zum Essen hatte ich für die ganzen 180 km nur meine zwei Natural Power Riegel, die Flüssignahrung hatte ich unterwegs verloren. Ziemlich ausgehungert kam ich mit einer Radzeit von 5 h 35 min (nur 11 Minuten langsamer als im Vorjahr) zum letzten Wechsel. Schnell ein Gel und eine Packung Flüssignahrung hinuntergewürgt – o Schreck – beide haben in der Hitze richtiggehend gekocht. Bei der 1. Labe noch ein Schluck Cola – und dann weitergelaufen. Allerdings nur 1,5 km. Der Gedanke noch 40 km lang nur süßes Zeug zu mir zu nehmen machte mich fast wahnsinnig. Außerdem merkte ich beim Laufen, dass ich an diesem Tag nichts mehr drauf hatte. Um gesundheitlichen Schäden aus dem Weg zu gehen, entschloss ich mich schweren Herzens den Bewerb abzubrechen.
Im Nachhinein betrachtet war es sicher eine richtige Entscheidung, obwohl diese Enttäuschung noch tagelang in mir nagte. Für eine Langdistanz muss wirklich alles passen, 100%ige Fitness ist Vorraussetzung und diese war an diesem Tag nicht gegeben.
Eine Woche später absolvierte ich einen Halbmarathon in Stainz in 1h40min, wieder eine Woche später nahm ich, rein aus Spaß, am Sprinttriathlon am Sulmsee teil. Mit dem Graz Marathon am 9. Oktober beende ich die heurige, doch recht durchwachsene Saison. Danach gibt es 3 Wochen Pause. am 1. November beginnt das Training für mein großes Ziel: HAWAII 2012.