Als ich mich im Oktober nach einem ernüchternden Erlebnis auf meiner Waage entschloss, wieder etwas mit Sport zu beginnen, konnte ich nicht ahnen, wo die ganze Sache letztlich enden würde. OK, ich höre schon auf – Leser meiner Blogs und alle, die mich kennen, hätten nichts anderes erwartet als irgend ein hohes sportliches Ziel, denn anders funktioniert ein Andreas Wünscher einfach nicht.
Der Gedanke eines „Doppel-Ironman“ geisterte mir schon sehr lange im Kopf herum – exakt sind es 8 Jahre. Als ich meinen Vater bei seinem ersten und bisher einzigen Double Ultra Triathlon betreute, war bei mir schon immer der Wunsch da, dies auch einmal zu versuchen. Mehr sollte es nicht werden – aber ein Doppelter – das ist innerhalb von 24 Stunden, also für mich persönlich hat das noch was mit Racing zu tun – deshalb lautet auch der Titel dieses Projekts „Racing Double“.
Nun, wie wir wissen, kommen Dinge oft anders, als wir es erwarten. Die Absage des Double Ultra Triathlon in Bad Blumau hat meine Pläne jäh verändert. All mein Training war darauf ausgerichtet, Anfang Juli in Höchstform zu sein und nun sollte das alles „für die Katz“ sein?
Schon während meiner Covid-Erkrankung, die ich im letzten Blog thematisiert habe, kam mir das eine oder andere Mal der Gedanke an den „Austria eXtreme Triathlon“. Nur so nebenbei, nicht vordergründig. Im Grunde hatte ich mit diesem Bewerb abgeschlossen – ein tolles Erlebnis, mit dem 6. Gesamtrang 2019 letztlich auch ein gutes Ergebnis – ich sah keinen Grund, noch einmal die Herausforderung von Graz bis auf den Dachstein anzunehmen. Keinen Gedanken hatte ich in seit dem letzten Zieleinlauf daran verschwendet, es noch einmal zu versuchen. Zu spezifisch war damals mein Training, meine Stärken wähnte und wähne ich prinzipiell in anderen Bereichen.
Doch plötzlich – vielleicht bereits in der Vorahnung, dass der Bewerb in Bad Blumau Covid-19 und den unsicheren Voraussetzungen zum Opfer fallen könnte, kam in mir der Gedanke auf, dass dies doch ein hervorragender „Plan B“ wäre. Als die Absage dann traurige Gewissheit war, galt es für mich schnell einige Telefonate zu machen. Zum Glück sind die Veranstalter des Austria eXtreme Triathlon wirklich liebe und langjährige Freunde und so war es mir noch möglich, sehr spät ins Starterfeld zu rutschen – vielen lieben Dank dafür an die Familie Schwarz.
Mein Team rund um Personal Peak und mein Hauptsponsor OMNi BiOTiC waren ebenfalls gleich mit dabei bei der Sache, sodass ich mich an die Umsetzung von Plan B machen konnte.
Verglichen mit dem Double Ultra ist der Austria eXtreme von kürzerer Dauer – 12-14 Stunden brauchen die schnellsten Athleten über 3,8km Schwimmen, 186km Radfahren mit knapp 4.000 Höhenmetern und 44 Kilometer Laufen mit knapp 2.000 Höhenmetern.
Höhenmeter, ja da war doch was – bergauf gelaufen war ich den gesamten Winter gefühlt keinen Meter. Während ich in der Vorbereitung auf mein Rennen 2019 von Oktober weg regelmäßig die Berge hochgewuchtet habe, galt mein Fokus eher der Entwicklung in flacheren Gefilden. Doch wenn mein Feuer erstmal entbrannt ist, dann bin ich nicht mehr aufzuhalten.
Mein großer Vorteil war, dass ich, etwas desillusioniert durch die Ergebnisse meiner ersten Leistungsdiagnostik, bereits beschlossen hatte, alles daran zu setzen, meinen Körperfettwert herunter zu bringen. Das ist mir mit der Reduktion von 17 auf 10 Prozent in rund 3 1/2 Monaten sehr gelungen. Im Jahr 2019 schaffte ich es nicht, mein Gewicht entscheidend runter zu bringen. Etwa 73-74 Kilogramm brachte ich auf die Waage, als ich vor zwei Jahren angetreten bin.
Doch in diesem Jahr gelang es mir, mein Gewicht auf 68-69 Kilogramm zu senken, was bergauf natürlich ein riesiger Vorteil ist. Wie mir das gelungen ist, das möchte ich einmal in einem eigenen Blog bearbeiten, das würde den Rahmen sprengen. Aber ich kann alle meine Freunde beruhigen, die sich angesichts meiner mittlerweile sehr schlanken Erscheinung Sorgen machen – ich musste dafür nicht hungern, ich habe keine Crash-Diät gemacht, sondern einfach richtig gut, gesund und in der Menge meinem Bedarf angepasst gegessen – that’s it.
Letztlich ergab dies einen Gewichtsverlust von 17 Kilogramm in 8 Monaten. Als ich im Oktober auf die Waage stieg, hatte ich das Höchstgewicht meines Lebens erreicht. Wenige Wochen vor dem Austria eXtreme bin ich erstmals in Gewichtsklassen vorgestoßen, die ich zuletzt als Radfahrer hatte.
Dies wirkte sich natürlich auch auf meine Leistungen aus. Obwohl ich erst kürzlich mit spezifischeren Belastungen in Richtung Austria eXtreme Triathlon begonnen hatte, waren meine Werte besser als jene vor zwei Jahren. Viel besser – wirklich viel besser. Ich fühle mich bergauf wohler und bin fitter als je zuvor.
Meine beiden Vorbereitungswettkämpf wiesen ebenfalls anspruchsvolle Strecken auf. Beim Vulkanland-Triathlon konnte ich nach meiner Covid-Erkrankung noch nicht mein volles Potential ausschöpfen, es reichte in einem starken Feld aber für Gesamtrang 19 und den 2. Platz in der AK. Beim OMNi BiOTiC Apfelland-Triathlon versuchte ich mich letzten Samstag ebenfalls über die Sprintdistanz – am Ende schaute Gesamtrang 10 und wieder der 2. Platz bei den M40ern raus. Für einen alten Diesel läuft das gar nicht mal schlecht.
In den letzten Wochen lief das Training nicht ganz rund – nach dem Vulkanland-Triathlon zwang mich eine Erkältung noch einmal zu ein paar Tagen Pause und da mittlerweile die Triathlonsaison richtig begonnen hat, sind auch meine beruflichen und sonstigen Verpflichtungen üppiger gewonnen. Aber Dank meinem großartigen Trainer Philipp Reiner haben wir es geschafft, eine gute Balance zu finden. Die Basis habe ich bereits im Winter gelegt – das Finetuning war eine Sache der letzten Wochen.
Am letzten Mittwoch bin ich die Radstrecke noch einmal im Training abgefahren, was mir einige Erkenntnisse gebracht hat und meine Vorfreude auf den Bewerb ins unermessliche steigen lässt. Am Samstag geht es wieder los um 4:30 früh (ja wirklich). Mein Team wird wieder das selbe sein – im Pace Car Philipp Reiner und mein Vater und auf den letzten 17 Kilometern wird wieder meine liebe Freundin Karin an meiner Seite sein, die mich vor zwei Jahren im Finale noch richtig gepusht und mich aus meinem zeitweiligen Tief heraus geholt hat. Never change a winning team!