Auswanderer-Tagebuch

Schön wars beim Ironman 70.3 Austin/Texas

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Schön wars beim IRONMAN 70.3 in Texas….

Gestern bin ich wieder aus Texas heimgekommen. Zugegeben habe ich von diesem Staat nicht wirklich viel gesehen. Den Flughafen von Austin, mein Hotel an der Kreuzung zweier Freeways mit entsprechender Lärmkulisse. Den Walter E. Long Lake und 90 km Landstrasse in der Umgebung von Austin. Weiters nur ein paar Restaurants und die Strecke vom Hotel zum Wettkampfgelände…..Die Heimatstadt von Lance Armstrong kenne ich also eigentlich gar nicht.

ich wollte kurz in seinen Bikeshop „Mellows Johnny“ fahren, aber das war mir am Tag vor dem Rennen ein bissl zu stressig, da bin ich lieber im Hotel geblieben. Mellows Johnny ist übrigens eine Verballhornung der amerikanischen Profiradfahrer vom maillot Juane, dem gelben Trikot der Tour de France. Also habe ich natürlich auch nicht den Lance getroffen, der hätte wahrscheinlich einen Tag vor der Geburt seines fünften Kindes eh keine Zeit für mich gehabt…

Nun aber zum Rennen, dem Ironman 70.3 Austin/Texas. Mein Ziel war es nach der Schulter OP Ende Juli wiedereinmal ein gutes Rennen abzuliefern. Vorher habe ich eigentlich gedacht, dass ich dort die 8% Hürde des Ötrv machen werde (Man muss ein Ergebnis im Jahr vorweisen mit weniger als 8 % Abstand zum Sieger, damit man im darauffolgenden Jahr wieder die Profilizenz beantragen kann). Aber dann habe ich eine Woche vor dem Rennen die Startliste gesehen und da ist mir gleich schlecht geworden…40 Profis und klangvolle Namen wie James Cunnama (2. IM Austria 2009), Brian Rhodes, Marko Albert, Richie Cunningham, Alessandro de Gaspari (immerhin letztes Jahr 6. in Clearwater), Jimmy Archer, Paul Amen usw usw…ganz viele 70.3 Spezialisten, die noch ein Rennen vor der WM in Clearwater machen wollen…

Aber Wurscht…alles geben und schauen was raus kommt…schlechter als in Branson vor einem Monat kann es nicht werden….jetzt habe ich wenigsten einen Monat echtes Training in den Beinen…

Raceday: in der Früh habe ich noch die Nina Kraft aus dem Hotel abgeholt und dann sind wir gemeinsam zum Rennen gefahren…Nicht unbedingt zu früh, also eher pünktlich, was bedeutet viel Zeitbudget ist nicht eingeplant….dann der erste Schock, schon viele KM vor dem Startgelände Stau….Oje…ganz ganz langsam sind wir weitergekommen….Nina ist schon ein bissl nervös geworden, eher ein bissl viel…;-)…irgendwann bin ich es dann auch geworden…und wer mich kennt, der weiss, dass das sehr lange dauert bis ich die Nerven verliere…..Lösung: Am Pannenstreifen vorbei an hunderten Autos, die Amis werden geschimpft haben, aber egal…;-)…der letzte Km dann mit dem halben Auto auf der Wiese ganz rechts vorbei an allen….Rad aufpumpen, Flaschen rein, Neo an, Uhr schauen 7:22, noch 8 min. Passt…..Red Bull Konzentrat runter, zum Start, 4 min Einschwimmen, rüber zur Startboje und los!!!!!!! So passt das….alles perfekt zeitlich abgestimmt….;-)

Also Schwimmen…am Anfang ist es immer ein bissl hart, denn das Starttempo ist schon recht hoch und verlieren willst halt auch nix….dann bin ich in einer Gruppe hinten drangepickt, war immer ein bissl am abreissen, aber hab mich immer wieder angekämpft…heute habe ich im rechten Trizeps einen leichten Muskelkater, im linken nix, was bedeutet, dass ich mit der linken (kaputten) Hand nicht so viel Kraft ins Wasser bringen kann…das muss ich bis zum Ironman Arizona noch ausmerzen….ich hab aber gewusst, dass ich auf keinen Fall abreissen darf, denn die Gruppe wird wichtig, auch im weiteren Verlauf des Rennens….

…so wars dann auch, gleich beim Radfahren hat sich eine 9 Mann Gruppe gebildet….der Anfang war ganz komisch…ich habe gedacht, was ist los…das ist viel zu locker, das ist ja kein Rennen…aber der Blick auf den Tacho hat mich dann eines besseren belehrt, denn es war schon recht flott…..super war auch, dass wir unseren eigen Privatsheriff hatten, der immer bei uns war, so hat es überhaupt kein Windschatten fahren gegeben. Ich also brav ganz hinten gefahren, immer mit mind. 10 m Abstand, denn ich wusste, eine Strafe und alles ist aus…4 min holtst nie wieder auf…vorne haben sie nervös überholt und waren in Gefahr eine Strafe zu bekommen (und 2 haben sie dann auch bekommen)…ich, wie der Patron hinten und hab alles beobachtet…..;-).mit der Zeit ist es dann eh härter geworden, einmal weil durch die Dauer des Rennens und zum Anderen ist es dann auch schneller geworden….zum Schluss sind wir dann zu viert angekommen, immer noch mit unserem Sheriff…die Anderen sind abgerissen….

dann fängst an zu rechen…2:15 (40 kmh Schnitt) am Rad…die Schnellsten werden so 2:10 bis 2:12 gefahren sein…die noch Schnelleren überleben meist nicht, was auch hier so war…das heisst ca. 7-8 Min Abstand zum Führenden…bei 4 Std. Renndauer sind 8 % 19 min…die Siegerzeit wird unter 4:00 sein…nach 2:45 std bin ich aus der Wechselzone zum Laufen…da ist noch alles drin…also Gas…

Ok, soweit so gut….dann kommt eine Laufstrecke daher, die alles andere als flach ist und zusätzlich 2/3 auf Wiesen und Wegen ist…Also genau das, was ich hasse….vor allem da der Boden dort total sandig ist und das nicht grad schnell ist…eine Strecke, wie in Mürzsteg beim Fun Sports Greylinger Triathlon….Horror…trotzdem ist es ganz gut gegangen und ich bin schön weitergekommen…Cool war auch dass ich immer überholt habe und nie überholt wurde…3 Meilen (ca. 5,5 km) vor dem Ziel war ein Typ, der die Abstände durchgegeben hat, 15 min zu dem Zeitpunkt…da hab ich dann nur mehr die Birn hingehalten und hab voll durchgezogen…noch 2, noch eine Meile..Gemma Vollgas!!!!…Im Ziel liegen immer zwei Zeitnehmmatten, ich bin also unter dem Zielbogen durch, bis zur zweiten Matte, keine Sekunde verlieren und hab die Dame, die mir die Finisher Medaille umhängen wollt gleich umgerannt…;-)..4:10,28..das passt!!!!!.Das Ziel war übrigens in einer Rodeohalle, also ganz Texas, wie es sein soll…dann hab ich gleich den Cunnama (Gewinner)gesehen, ihn gefragt, wie die Siegerzeit war, 3:53,58…kurz rechnen…OK, Ziel erreicht..6,6% Abstand…Platz 12…Knapp an den Top Ten vorbeigeschrammt…sehr gut…kannst zufrieden sein und das 11 Wochen nach der Schulterblattzertrümmerung, inklusive OP…

Fein ist, dass ich jetzt anfangen kann mir Gedanken über die kommende Saison zu machen und nicht überlegen muss, wie ich weitermache……das gibt einiges an Motivation und in Arizona kann ich ganz ohne Druck an den Start gehen und kann ein cooles Rennen machen….

Jetzt beginnt der Feinschliff für meinen einzigen Ironman in diesem Jahr, Feinschliff heisst eigentlich nur, dass der Umfang und die Intensität nach oben geht und die nächsten 3 Wochen recht hart werden….aber das ist gut so…;-) Jozef Mayor (ungarischer Meister in der Langdistanz und IM Arizona Sieger 2008) ist jetzt auch wieder in Scottsdale und da werden wir wohl gemeinsam einige KM runterdrücken…ich freu mich drauf, Motivation ist da….

Also danke fürs Dauenhalten und bis demnächst
Heinrich und Family

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