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Triathlon NEWCOMER mit 58 Jahren – My Way to Podersdorf
Manche Menschen sagen: „24 Stunden am Rad sitzen – das kann nicht normal sein“. Aber ehrlich, so richtig normal möchte ich gar nicht mehr sein. In meiner Kindheit und Jugend hatte ich mit aktivem Sport nicht viel am Hut. Im Jahre 1952 in der Wildnis (Hofstätten bei Kumberg) geboren, musste ich schon frühzeitig in der elterlichen Landwirtschaft mitarbeiten, später in der Lehrzeit waren rauchen und trinken meine wichtigere Beschäftigungen.
Hier sieht man mich in Action bei einem 24h-Rennen
Am 4. November 1980 beendete ich meine Raucherkarriere, mit dem ersparten Geld kaufte ich mein erstes Sportrad, später ein gebrauchtes Rennrad. Die ersten Touren führten, meist zusammen mit einigen trinkfesten Kollegen, in die umliegenden Buschenschänken im Großraum Graz. Später begann ich ernsthafter zu trainieren, und da mir Training ohne Wettkampf nicht sehr sinnvoll erschien, auch Rennen zu fahren. Mein erster Start war beim Rechbergrennen mit Start in Frohnleiten. War ich im Training noch felsenfest überzeugt, dass ich als Sieger über die Ziellinie fahren würde – ich hatte mir die Stelle an der ich attackieren würde, genau angeschaut – musste ich erkennen, dass alle anderen (mit 2 Ausnahmen) doch wesentlich schneller als ich Rad fahren konnten und dass man für diesen Sport ernsthaft trainieren sollte. Nach und nach erhöhte ich mein Trainingsaufkommen – in den folgenden Jahren fuhr ich viele Rennen in der Klasse Hobby, später auch in der C- und Seniorenklasse, die Erfolge waren allerdings recht mäßig. In den achtziger Jahren lief ich auch meinen ersten Marathon in 3 Stunden, 26 Minuten. Als im Jahr 1993 mein Sohn Andreas, mit 13 Jahren, seine Fußballschuhe an den berühmten Nagel hängte und mit dem Radsport begann, wurde ich sein Trainer und Betreuer. Für mein eigenes Training blieb dadurch immer weniger Zeit, an den Wochenenden fuhr ich meist mit dem Auto kreuz und quer durch Österreich zu den diversen Rennen. Der Enderfolg meines Nicht-Trainings waren 121,4 kg Lebendgewicht. Der mittlerweile erhöhte Bierkonsum hatte dazu natürlich auch wesentlich beigetragen.
Nach der Jahrtausendwende wurde mir klar, dass es so nicht weitergehen kann. Ich begann wieder zu laufen, später auch wieder mit ernstem Radtraining. Im Zuge einer Trainingsfahrt lernte ich den Langstreckenfahrer Thomas Stindl kennen, der mir von der Faszination seiner Sportart vorschwärmte. Im September 2006 startete ich zum 1. Mal bei einem 12 Stunden Rennen (Zwaring). Mit ca 420 km wurde ich sensationell 9. von über 50 Teilnehmern (hätte es eine Klasse über 50 Jahre gegeben wäre ich 1. gewesen). Ich war hellauf begeistert und startete ein Jahr später über 24 Stunden – Platz 7 in der allgemeinen Klasse sowie der Sieg in der Klasse über 50 waren der Erfolg. Ich habe meine absolute Sportart gefunden. 2008 wurde ich durch einen Gewaltsturz (Kurbelbruch) trainingsmäßig etwas zurückgeworfen, für zwei 24 Stunden-Rennen hat es trotzdem gereicht. In Donnerskirchen wurde ich Gesamt 5. und in der Altersklasse leider nur 2. (laut Hermann Maier 1. Verlierer), beim recht hügeligen und wettermäßig eher ungünstigen Rennen in Michlgleinz konnte ich die Altersklasse aber gewinnen (9.Gesamtrang). 2009 wagte ich mich an den Glocknerman. 825 km vom Schwarzl Zentrum über alle möglichen Berge in einem durch und zurück nach 45 Stunden und 15 Minuten war das Ziel erreicht. Da diese Zeit für mich nicht befriedigend war, werde ich diesen Höllenritt heuer nochmals in Angriff nehmen.
Zusätzlich zu meiner eigenen sportlichen Tätigkeit war ich auch öfters bei diversen Triathlons, die mein Sohn mittlerweile bestritt, als Betreuer dabei. Als ich ihn bei seinem ersten Start über die Langdistanz in Podersdorf betreute, war ich sofort begeistert von diesem Rennen. Nachdem ich mit meinem Sohn im letzten Jahr in einer Staffel als Marathon-Läufer am Start war, konnte ich nun auch schon als Aktiver etwas „Triathlon-Luft“ schnuppern.
Dieser Sport und dieses Rennen übte für mich eine derartige Faszination aus, dass ich mich im vorigen Herbst entschloss, letztendlich selbst mit dem Triathlon zu beginnen – und dass obwohl ich mit dem Schwimmen auf Kriegsfuß stehe. Mein erster Hauptwettkampf wird (wie es sich für einen echten Ausdauerathleten gehört) am 28. August in Podersdorf sein – natürlich die lange Strecke. Seit gut 3 Monaten befinde ich mich nun schon im Training und werde euch fortan regelmäßig meine Eindrücke, Fortschritte und auch Rückschläge näher bringen.
Ich hoffe, ihr begleitet mich auf dem Weg zur Finishline!
Euer Hans
Johann Wünscher, Jahrgang 1952 ist leidenschaftlicher und motivierter Ausdauersportler. Seine ehemals stattliche Erscheinung, damals noch ein Relikt vergangener Jahre, ließen anfangs viele Leute an seinen Projekten zweifeln. Seine Auftritte bei diversen Extrem-Radsportveranstaltungen und Marathons und die für viele überraschenden Erfolge brachten ihm in der Szene den Spitznamen „Hans die Maschine“ ein. Dass er seine Ziele konsequent und absolut ehrgeizig verfolgt, hat er schon in vielen Bewerben bewiesen. Der Beginn mit dem Triathlonsport stellt ihn aber vor eine für ihn ungewohnt große Herausforderung. Mit 58 Jahren Schwimmen zu lernen, ist für viele ein Ding der Unmöglichkeit. Auch Hans hatte und hat noch seine Probleme damit. Doch er kämpft für seinen Traum und wird euch in einem regelmäßigen Blog auf triaguide-train.com über seinen Weg berichten. Nähere Infos über den Bewerb, den sich Hans für seine Langdistanz-Premiere ausgesucht hat, findet ihr unter www.austria-triathlon.at