Es könnte alles so schön sein – in einem Olympiajahr, in dem für uns aus österreichischer Sicht einiges möglich scheint. Woche für Woche dürfen wir über Erfolge der ÖTRV-Athleten berichten, wie zuletzt drei Top-10-Plätze beim Weltcup im chinesischen Chengdu. Sportlich wurden in den letzten Jahren offenbar einige gute Entscheidungen getroffen, denn die Entwicklung der vor allem bei den Damen jungen Truppe ist im internationalen Vergleich sehr beachtlich.
Doch seit einiger Zeit bringen interne Querelen Unruhe in den bis dato nach außen hin stets ruhig und seriös geführten Österreichischen Triathlonverband. An die Öffentlichkeit gekommen ist dies durch die kürzlich erfolgte Absage des Triathlonweltcups in Kitzbühel, den der österreichische Triathlonverband beziehungsweise die zum Verband gehörende Veranstaltungsfirma „Tri Austria Event GmbH“ veranstaltet hätte.
Als Gründe wurden dabei interne Probleme angegeben, wie es in der Presseaussendung des ÖTRV vom 18. April verkündet wurde: „Leider muss der Öst. Triathlonverband mitteilen, dass im heurigen Jahr der ITU Triathlon Weltcup in Kitzbühel, geplant am 19.06.2016, abgesagt werden musste. Auf Grund interner Spannungsfelder fehlt dem Verband im Moment leider die personelle und zeitliche Ressource, um einen Großevent wie einen Weltcup professionell organisieren zu können.“
Doch worum geht es bei diesen nach außen hin vielsagenden „internen Problemen“? Konkret steht dabei unter anderem der Vorwurf des Burgenländischen Landesverbandes im Raum, die „Tri Austria Management GmbH“ würde eine Verschuldung von rund 150.000 Euro aufweisen. Diesen Vorwurf wies der ÖTRV-Generalsekretär Herwig Grabner auf unsere Nachfrage ausdrücklich zurück. Grabner: „Zum jetzigen Zeitpunkt weist weder der Österreichische Triathlonverband noch die Tri Austria Management GmbH eine Verschuldung auf“.
Die letzte Woche von Walter Dudas, dem Rechnungsprüfer des ÖTRV, durchgeführte stichprobenartige Überprüfung der Unterlagen kann diese Aussage zumindest nicht widerlegen. Dudas in seinem Statement gegenüber triaguide:
„Ich halte hiermit fest, dass mir am Tage der Erhebung das bezughabende Zahlenmaterial und einige Unterlagen vorgelegt sowie von mir stichprobenartig Belege überprüft wurden. Allerdings wurden für einige Belege noch weitere Ergänzungen im Auftrag gegeben sowie das vorgelegte Zahlenmaterial noch nicht vollständig verifiziert. An sich könnte, auf Grund des vorgelegten Zahlenmaterials, die Finanzlage des ÖTRV und der TRI Austria Event- und Management GmbH zum Stichtag 31.12.2015 positiv angesehen werden. Jedoch wäre festzuhalten, dass für eine diesbezüglich fundierte Aussage noch Prüfungshandlungen notwendig sind. Daher ersuche ich, die Fertigstellung meines Berichtes abzuwarten. Dieser wird insoweit auf die vorherrschenden Fragen Antwort geben als dies der Kontrollkommission möglich ist.“
Währenddessen fordert der Burgenländische Triathlonverband in Person des Präsidenten Mag. Andreas Sachs die lückenlose Aufklärung der Vorwürfe. In einem Statment gegenüber triaguide findet er klare Worte: „Seit 2014 gibt es keine Entlastung des Präsidiums. Diese wird selbst nach der aktuellen Rechnungsprüfung nach mehr als 15 Monaten vom Rechnungsprüfer weiter verweigert. Ich erwarte endlich eine transparente, seriöse und fundierte Aufarbeitung aller zweifelhaften Sachverhalte und Vorgangsweisen des ÖTRV und keine weitere Verhinderung und Rauszögerung der Aufklärung. Fehlende Protokolle, Beschlüsse, offene Fragen, damit muss endlich Schluss sein! Höchst zweifelhafte und zum Teil unrichtige Stellungnahmen der verantwortlichen Betroffenen mit Schuldzuweisungen an unbeteiligte Personen des ÖTRV-Vorstandes und ÖTRV-Präsidiums, rücken die unbeteiligten Mitglieder des ÖTRV-Präsidiums, Vorstandes und Kontrollkommission in die falsche Ecke. Die unrichtige Rechtfertigung des ÖTRV-Generalsekretärs in der Tiroler Tageszeitung vom 20.4., nach welcher der BTRV absurderweise für die Absage des Weltcups in Kitzbühel verantwortlich gemacht wird, hat nun auch österreichweit die Presse ins Spiel gebracht.“
Sachs will für die Aufklärung ein neues Präsidium einsetzen, um die, wie er meint „undurchsichtigen Vorgänge der letzten 1,5 Jahre transparent zu machen“ und fordert das gegenwärtige Präsidium zum Rücktritt auf.
Bezüglich der Entlastung des Präsidiums durch den Rechnungsprüfer muss gesagt werden, dass dies ohnehin nur bei einer ordentlichen oder außerordentlichen Generalversammlung passieren kann und nicht nach der stichprobenartigen Überprüfung der Unterlagen. Ein diesbezüglicher Antrag auf eine außerordentliche Generalversammlung wurde seitens des Burgenländischen Triathlonverbandes schon vor einiger Zeit eingebracht, jedoch anscheinend nicht statutenkonform. Deshalb erfolgte nun ein zweiter Antrag, der wohl den Statuten entspricht.
Laut unseren Informationen wird dieser Antrag vom Österreichischen Triathlonverband auch angenommen und es wird zu einer außerordentlichen Generalversammlung kommen, die aufgrund diverser Fristen aber nicht vor Mitte Mai stattfinden wird.
Es bleibt zu hoffen, dass in der Zwischenzeit Klarheit in diese für alle Beteiligten negative Situation kommt und wir uns bald wieder um positive und sportliche Schlagzeilen kümmern können.